„Diene Gott und es geht Dir gut!“

Wer hat oben genannten Spruch schon gehört bzw. gelesen?

Danke. Hände wieder runter. 


Dir geht es scheiße und früher oder später kommt der Spruch: 

"Gott wird sich dadurch verherrlichen!"
 

Profil halb


Tschja. Warum nur ausgerechnet an Dir? Warum nicht an einem durchgeknallten Diktator, der Millionen von Menschen das Leben schwer macht?


Kann es sein, dass es Dir leichter fällt zu glauben, dass es Gott nicht gibt, als mit dem Verdacht zu leben, dass es einen Gott gibt, der Deinen Schmerz zulässt, obwohl er mit einem Fingerschnippen alles ändern könnte? So fies kann der doch nicht sein!


Logische Schlussfolgerung: Es gibt keinen Gott! Oder es gibt ihn doch!! Du bist ihm nur scheißegal oder er hat besseres zu tun, als sich um Deine Wehwehchen zu kümmern? Das wiederum macht Dich wütend!

Ja! Wir Menschen wollen die Welt doch einfach nur verstehen! Wir wollen Erklärungen, warum dies und jenes passiert. Wir wollen sämtliche Zusammenhänge nachvollziehen können! Wir wollen: "Die Sendung mit der Maus" in Dauerschleife sehen, die uns kindgerecht die Zusammenhänge unserer Existenz, des Glücks und Leids dieser Welt erklärt. Wir wollen eine berechenbare Welt!


In 40 Kapiteln wendet sich Hiob immer wieder an Gott: "Warum …. ???" 

Hiob war "ein Vorbild an Rechtschaffenheit, nahm Gott ernst und hielt sich von allem Bösen fern." – Hiob 1,1 

Hiob war ein korrekter Typ, der sich anscheinend nie etwas großartig Blödes zu Schulden kommen lassen hat. Einer wie Du und ich eben 😉 und bäääm rafft es ihn völlig dahin. Der Teufel behauptet, Hiob wäre nur so ein guter Kerl, weil Gott ihn gut behandelt und er alles hat, was er braucht.

"Nimm ihm mal alles Gute weg, und dann schauen wir mal, ob er weiter betet". Gott lässt sich drauf ein und jetzt geht der ganze Mist los. In Kurzform: Hiob wird krank und arbeitslos, verliert all seinen Besitz, bekommt Stress mit seiner Frau und er erfährt das wohl größte Leid, dass Eltern erfahren können: seine Kinder sterben ….

Da kommen seine Freunde zu ihm: "Schon von weitem sahen sie ihn, aber sie erkannten ihn kaum wieder. Da brachen sie in Tränen aus, sie zerrissen ihre Kleider, schleuderten Staub in die Luft und streuten ihn sich auf den Kopf. Dann setzten sie sich zu Hiob auf den Boden. Sieben Tage und sieben Nächte saßen sie da, ohne ein Wort zu sagen, denn sie spürten, wie tief Hiobs Schmerz war." Hiob 2, 12-13  


Solche Freunde wünscht man sich. Die einfach da sind. Tag und Nacht. Einen nicht allein lassen.

Doch plötzlich brechen sie eine Diskussion zum Thema Leid vom Zaun.


Hiob wird zum Fall, der besprochen werden muss.

Sein Freund Elifas sagt:  »Und du willst ein weiser Mann sein, Hiob? Leere Worte! Du machst nichts als leere Worte! Kein Weiser würde so reden wie du! Wie du dich wehrst und zurückschlägst! Das ist doch völlig nutzlos! Was du sagst, hat keinen Wert! Wenn du so weitermachst, wird niemand mehr Ehrfurcht vor Gott haben, niemand wird sich noch auf ihn besinnen. Hinter vielen Worten willst du deine Schuld verstecken, listig lenkst du von ihr ab!" Hiob 15, 2-5

Schiebt der ihm gerade die Schuld für sein Elend in die Schuhe?? An Gott kann es wohl nicht liegen. Hiob hat anscheinend zu wenig gebetet oder gespendet oder seine Kinder nicht gescheit erzogen oder … weiß der Geier was. Irgendwie wird der Schuld auf sich geladen haben und hat somit das Unglück angezogen. 


Hiob passt nicht ins fromme Schema alá: "Diene Gott und es geht Dir gut!"

In so mancher Aussage von seinen Freunden (lies am besten selbst mal nach) mag auch was wahres stecken, doch so wie sie es Hiob an den Kopf werfen, kommt es brutal und empathielos. Seine Freunde trösten Hiob nicht, sie stechen mit diesen eiskalten Worten in sein blutendes Herz und merken es nicht mal. Der Teufel reibt sich vor Freude sicher seine Hände, wenn er sieht, wie Menschen – Christen – sich gegenseitig zerfleischen. 

Wäre Gott jetzt nicht dran, ein Machtwort zu sprechen und vielleicht einen klärenden Vortrag über Sinn und Ziel des Leids zu halten? Doch Er schweigt. Mich hätte ja interessiert, was Er zu sagen hat. 


Stattessen geht's mit Hiob weiter: "Ich wollte, meine Worte könnten aufgeschrieben und in einem Buch festgehalten werden … " Hiob 19, 23

 Der Wunsch wurde Dir erfüllt = das Buch liegt auf meinem Schreibtisch!


Interessant ist übrigens, dass Hiob sich mit Gott anlegt und nicht mit dem Teufel. Er sagt außerdem: "O gäbe es doch einen Schiedsrichter, der zwischen uns vermitteln könnte!" – Hiob 9, 33

Es ist auch nicht die gefühlte Abwesenheit Gottes, die Hiob belastet, sondern seine Anwesenheit. Er zweifelt nicht daran, ob es überhaupt Gott gibt, sondern verzweifelt viel mehr, dass Gott nichts tut gegen sein Leid. Er ist absolut hemmungslos und hat keinerlei Angst, Gott anzuklagen! Er beschimpft Ihn! 


Ich stelle immer wieder fest: wenn ich mir die Hiob Geschichte durchlese, bekommt das Wort "Glaube" eine andere Bedeutung für mich. 

Ich habe sie zig fach gelesen und immer wieder erdet sie mich, wenn ich selbst gerade am Verzweifeln bin. Bei aller Tragik scheint sie also doch etwas Gutes zu haben …  


Bis zum nächsten Mal.
Mandy

 


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Dieser Beitrag wurde am 27. Juni 2018 veröffentlicht.

9 Gedanken zu „„Diene Gott und es geht Dir gut!“

  1. Iris

    Ich ging durch jahrelange Dunkelheit, Menschen haben mich entwertet und am Ende blieb mir nur noch ein verzweifeltes Ringen mit Gott, ob er mich nun auch so ausrangiert und weggeworfen hat wie die Menschen. Ich war schon lange unterwegs mit ihm, hatte aber nie erfahren, dass er auch mich persönlich liebt, fühlte mich nur geduldet bei ihm, aber das reichte. Und dann rang ich mit ihm um die Frage, ob ich ihm auch völlig egal sei. Es war ein verzweifeltes Ringen, denn ein Ja auf diese Frage… Und doch vergingen Jahre im Dunkel und nichts geschah. Man sagte mir, Gott als mein Vater müsse mir seine Liebe und Annahme zusprechen, dann lerne ich Liebe anzunehmen. Gott als mein Vater, wie solle das denn aussehen??? Ich fand die Antwort in einem Roman mit autobiografischen Elementen, wie die Beziehung des Autors zu Gott…und dann erfuhr ich kurz danach wirklich Gott als Vater…Meine Beziehung zu ihm ist viel inniger und tiefer seitdem. Ohne das Dunkel hätte ich das nie erfahren, er verherrlichte sich darin in meinem Leben.

    Ich danke dir für deine Worte, Mandy. Ja, Hiobs Geschichte begleitete mich und ich fand „Hiobs Freunde“, die mir sagten, ich müsse nur diese Predigt hören, dieses Gebet beten und alles ist dann gut. Wars aber nicht und dann war es meine Schuld, ich „glaubte halt nicht genug“. Dann sollte ich mir selbst einreden dass Gott mich halt liebe statt eine Antwort von Gott zu suchen, das klappte erst recht nicht. So als wäre Gott kein lebendes Wesen sondern ein Programm, das man nur mit der richtigen Eingabe abspulen muss. Ja, die Bücher zeigten mir, wie lebhaft man mit Gott kommunizieren kann, weil er wirklich da ist und Anteil nimmt, und mir wurde auch geholfen, mit ihm in Kontakt zu treten. In diesem Dunkel erlebte ich auch, ein Zeugnis ist nicht nur „ich fand Gott und dann gelang alles“, sondern auch tiefstes Scheitern ubd trotzdem an Gott festhalten…wie Hiob.

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    1. Mandy Artikelautor

      Danke, dass Du Deine wertvollen und persönlichen Erfahrungen so offen erzählst.

      Was war es denn für ein Roman, den Du damals gelesen hast?

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  2. Susanne

    Interessante Gedanken und gut sortiert und formuliert. Ja, ich denke, so ist das Leben. Wir alle müssen da durch ..mehr oder weniger heftige Erfahrungen, Herausforderungen und Leiden. Und natürlich kommen wir nicht unverändert da raus. Soweit verstehe ich, meine Entscheidung wie ich betrachte ( Glas halb voll oder halb leer = bin ich Opfer oder Sieger = klagen oder dankbar sein) beeinflusst meine Lebensqualität möglicherweise tiefer als die Umstände an sich…. Jetzt kommts: Aber es ist unbeschreiblich schwer. weiter zu gehen, auch noch dankbar sein.meine Gedanken zu kontrollieren. ich wünschte mir ein unverkennbares ganz individuelles Zeichen in solchen beschissenen Zeiten, das mir sagt “ Ich bin da. Vertraue. Es geht weiter. Du wirst wieder Freude und Leichtigkeit leben.“

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  3. Susanne

    Liebe Mandy, wie immer ganz tiefen Dank für deine Blogartikel. Besonders den letzten mit „Dir geht es scheiße nd Gott will dich dadurch verherrlichen“ Leider habe ich mich mit dem Teufel eingelassen und daher bei meinem letzten Psychiatrieaufenthalt allerhand Menschen, die auf der geschlossenen sind, „an mich gebunden“, und die sind nun „in meinem Kopf“, zwar nicht als Stimmen, aber als energien und manchmal aufkommende Gedanken. Sie fordern von mir, alle Dinge, die sie in dieser Zeit mit mir angefangen haben, zuende zu bringen. Zum Glück bin ich bei Jesus gut aufgehoben. Er hat mir schon gesagt, dass er mir meinen Deal mit Satan verziehen hat und ich nicht in die Psychiatrie zurück muss, um diese Dinge zuende zu führen. Ich habe halt nur Angst, dass ich sie dann in der Hölle mit den betreffenden Menschen klären muss. Bitte Mandy, bete für michum Befreiung auf eine Weise, dass nicht der ganze Höllenfürst raus muss (Kann er eh in spätestens 1000 Jahren 😉 ). Gott sagt mir immer, dass er einen anderen Plan für mich hat, als die ganze Hölle leerzuräumen und zu feudeln, aber Restzweifel bleiben… Aber ich habe Jesus nie verlassen, und er verlässt mich sowieso nicht. Er wird für mich einen Weg finden, diese Gebundenheiten loszuwerden. Gelobt sei Jesus Christus!

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  4. Stefan

    Höre ich in unterschiedlichen Versionen leider viel zu häufig. Als Trauerbegleiter kannst du was erleben… :-(

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  5. Patrick

    Liebe Mandy, wie immer ganz tiefen Dank für deine Blogartikel. Besonders den letzten mit „Dir geht es scheiße nd Gott will dich dadurch verherrlichen“ Leider habe ich mich mit dem Teufel eingelassen und daher bei meinem letzten Psychiatrieaufenthalt allerhand Menschen, die auf der geschlossenen sind, „an mich gebunden“, und die sind nun „in meinem Kopf“, zwar nicht als Stimmen, aber als energien und manchmal aufkommende Gedanken. Sie fordern von mir, alle Dinge, die sie in dieser Zeit mit mir angefangen haben, zuende zu bringen. Zum Glück bin ich bei Jesus gut aufgehoben. Er hat mir schon gesagt, dass er mir meinen Deal mit Satan verziehen hat und ich nicht in die Psychiatrie zurück muss, um diese Dinge zuende zu führen. Ich habe halt nur Angst, dass ich sie dann in der Hölle mit den betreffenden Menschen klären muss. Bitte Mandy, bete für michum Befreiung auf eine Weise, dass nicht der ganze Höllenfürst raus muss (Kann er eh in spätestens 1000 Jahren :-) ). Gott sagt mir immer, dass er einen anderen Plan für mich hat, als die ganze Hölle leerzuräumen und zu feudeln, aber Restzweifel bleiben… Aber ich habe Jesus nie verlassen, und er verlässt mich sowieso nicht. Er wird für mich einen Weg finden, diese Gebundenheiten loszuwerden. Gelobt sei Jesus Christus!

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