Die einsame Frau am Brunnen

Auf einem Grabstein steht folgendes:

"Sie schläft, doch ohne Ruh'.
Sie liebte, doch wurde nicht geliebt.
Sie versuchte anderen zu gefallen,
doch es gelang ihr nicht.
Sie starb, wie sie lebte – allein."

 

Wie mag es dieser Frau gegangen sein, als sie noch am Leben war? Und warum starb sie?

Manchmal, wenn ich durch die Straßen laufe, gucke ich an die Fenster der Häuser und frage mich, wer da wohl wohnt. Oder wenn ich in der Straßenbahn sitze, gucke ich den Menschen an, der grübelnd aus dem Fenster schaut und frage mich, wie er wohl drauf ist, wie er lebt… ?

Durch meine viele Zeit, die ich im Internet verbringe mit Blog's, meinem Chat, Foren und Facebook, lese ich immer wieder von Menschen, die unglaublich einsam sein müssen. Die sich im Netz eine Identität aufgebaut haben. Ich meine keine Scheinwelt mit Lügen und so, sondern die ehrlich sagen, dass sie keine Menschen um sich haben, arbeitslos sind und so im Internet ihre "Online-Freundschaften" pflegen.
 

Das Internet ist auf der einen Seite ne echt gute Sache, um doch noch irgendwie "Anschluss" in unserer Gesellschaft zu haben und Kontakte knüpfen zu können. Doch andererseits unterstützt es die soziale Isolation nur noch mehr.
 

Die Einsamkeit einer anonymen Großstadtwohnung kann tödlich sein. Viele Menschen leben in einer stillen Verzweiflung. Sie denken, dass sie keiner vermissen würde, wenn sie plötzlich sterben würden.
Nun… leider ist das
manchmal
wirklich so.


 

Ich habe in meiner Bibel geblättert und nach einem einsamen Menschen gesucht. Dabei bin ich auf eine Frau gestoßen, sie arbeitet als Prostituierte. Steht alles im Johannes 4.

Sie kommt aus Samarien und ist bereits fünfmal geschieden. Momentan lebt sie mit einem Typen zusammen, der nur Sex will. Von den Menschen in ihrer Stadt wird sie nicht akzeptiert.

Dann kommt sie eines Tages zum Wasser holen an einen Brunnen, an dem Jesus gerade rumsitzt und sich ausruht. Der fragt sie, ob sie ihm etwas zu trinken geben kann.

 

 

 

Das überrascht die Frau, denn:

  1. Jesus ist ein Jude und irgendwie sind die, auf die Samariter nicht so gut zu sprechen.
  2. Männer sprechen sie eigentlich nur an, wenn sie Sex wollen.

Naja, Jesus hat eigentlich auch mehr im Sinn…. Er möchte wissen, was in dem Herzen der Frau abgeht.

Also unterhalten sich die Beiden. Er erzählte ihr von einer Quelle, die nicht nur den Durst und die trockene Kehle befriedigt, sondern auch den Durst in der Seele löscht. Die Frau wird neugierig und sagt:

 

"Dann gib mir dieses Wasser, damit ich nie mehr durstig bin und nicht immer wieder herkommen und Wasser holen muss!"

Jesus bittet sie, erstmal nach Hause zu gehen und ihren Mann mit her zubringen. Baaamm, dass ist für die Frau jetzt blöd. Denn damals hatte man nicht gerade einen guten Stand in der Gesellschaft, wenn man nicht verheiratet war….


Ich glaube jetzt bekommt die Frau Angst. Wird er sie ablehnen? Sie wertlos finden und verachten? Ihr ne Moralpredigt halten? Doch sie lügt ihm nichts vor, sondern ist ehrlich:

"Ich bin nicht verheiratet", wandte die Frau ein. "Das stimmt", erwiderte Jesus, "verheiratet bist du nicht. Fünf Männer hast du gehabt, und der, mit dem du jetzt zusammenlebst, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesagt."

Wooow, wahrscheinlich ist sie voll platt…. denn Jesus, den sie nie zuvor gesehen hatte, weiß über sie Bescheid, obwohl sie es ihm nicht gesagt hatte.

 

Weißt Du, Jesus will nicht ihre und auch nicht Deine Vollkommenheit, sondern er steht auf Ehrlichkeit.
 
Die Frau hätte ihm locker was vorlügen können, ihm eine ganz andere Identität vorspielen können, um besser dazustehen. Tat sie aber nicht. Vielleicht, weil sie merkte, dass Jesus irgendwie "anders" war, als die Männer, die sie bisher kennengelernt hatte.
 
Dann fragt sie ihn:
 
"Ihr Juden besteht ja darauf, dass euer Jerusalem der einzige heilige Ort schlechthin ist, um zu Gott zu beten. Wir Samariter beten aber immer auf diesem Berg da, weil das unsere Vorfahren auch so gemacht haben! Wie sehen Sie das?“
 

Hey, die Frau hat so nen krassen Hunger in ihrem Herzen! Ihr Liebestank ist leer .. sie fragt:
 
"Wo ist Gott?"
Johannes 4 – lies am besten selbst mal nach.
 
 
Wow, dass fragt die Frau, die von allen gedisst wird, der unbedeutendes Mensch in der Gegend. Ich glaube Jesus Herz schlug schneller und seine Augen müßen geleuchtet haben, als er zu ihr flüstert:
 
"Du sprichst mit ihm. Ich bin der Messias…."
 

Ich habe Gänsehaut, während ich das schreibe. Und dann das:

"Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, lief in die Stadt und rief allen Leuten zu: "Kommt mit! Ich habe einen Mann getroffen, der alles von mir weiß! Vielleicht ist er der Messias!"

 
Stell Dir das mal vor…. wie das abgegangen sein muß. Jesus sagt ihr: "Hey, ich bin Gott!" und da lässt sie ihren schweren Wasserkrug fallen, rennt in die Stadt zu den Menschen, die sie verachten, überwindet ihre Scharm und erzählt allen ganz aufgeregt, dass sie wahrscheinlich den Messias getroffen hat.
 
Was mir auffällt: Sie lässt den Krug, die Last auf ihren Schultern einfach stehen!! 
 
Ich glaube sie kapiert:
 
"Gott ist hier. Gott ist gekommen. Gott kümmert sich…. um mich! Ich habe gerade einen Mann gesprochen, der alles weiß was ich getan habe… und er liebt mich trotzdem."
 
Die Freunde von Jesus wollen mit ihm essen, als er zurück kommt, aber er möchte gerade nichts, er ist zu begeistert. Er hat ein Leben berührt, dass ziellos dahin trieb und hat ihm eine Richtung gegeben. Ich glaube, er war zutiefst berührt und sein Herz hat gejubelt.
 
Eigentlich war die Frau sowas wie nen zweites Grab…. mit einer Aufschrift wie oben geschrieben…
 

Ich weiß nicht, ob Du auch einsam bist…. ich lerne aus dieser Begegnung, dass es wichtig ist zu Gott ehrlich zu sein. Er weiß eh alles über Dich…
Doch solange Du ehrlich bist, ist es für Gott total egal was Du gelernt hast oder wie Dein Leben bisher aussah.

Er reicht Dir die Hand und möchte Dein Herz mit Liebe auffüllen und er möchte das Du, genau wie die Frau am Brunnen, jubelnd durch die Gegend läufst.
 
 
Ich wünsche Dir diese Begegnung von Herzen. Sei gesegnet
Deine Jesus Punk
 
Foto oben: flickr.com, bei den anderen steht's dran
Nen paar Textgedanken hab ich mir vom Max Lucado in seinem Buch "Du musst kein Held sein" geholt.
Ich schreibe für eine Initiative von In-Meiner-Strasse e.V.
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Dieser Beitrag wurde am 29. Juni 2011 veröffentlicht.

2 Gedanken zu „Die einsame Frau am Brunnen

  1. Marty

    mir gehts absolut genauso! ich lebe oft, grade wenn ich in der city bin, in den köpfen andere leute und versuche in der kurzen zeit in der ich sie mir ansehe zu analysieren was sie so denken, was sie arbeiten, gern essen, für musik hören und so weiter und vor allem: was beschäftigt sie? welche sorgen haben sie?
    und dann denke ich: wie könnte ich denen helfen?

    Antworten
  2. Findus-Erbse

    Hi !
    Super Beitrag finde ich! :) Das mit dem Krug stehenlassen ist mir noch nie so bewusst gewesen… wirklich einleuchtend. Was auch zu bemerken ist: die Frau geht um die Mittagszeit zum Brunnen….. eigentlich eine Zeit, wo jeder wegen der großen Hitze zu Hause bleibt und das Wasser schon morgens geholt hat. Zeigt m.M.n. auch ihr Ausgegrenztsein aus der Gesellschaft.

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