“ … wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ – echt?

Ein König beschließt zu all den Leuten zu gehen, die ihm noch Geld schulden. Er geht auch zu einem Mann, der ihm mehrere Millionen schuldet. Doch der Mann hat keine Kohle, so appelliert er an das Mitgefühl des Königs. Denn er weiß, dass der König die Macht hat, ihn und seine Familie als Sklaven zu verkaufen. So hätte der König wenigstens einen Teil der Schulden eingetrieben. Oder er kann den Schuldner in den Knast bringen und ihn solange dort schmoren lassen, bis seine Verwandten das Geld aufgetrieben haben.

Der Mann hat Angst und ist verzweifelt, er geht vor dem König auf die Knie und bettelt um Zeitaufschub, er würde alles zurück zahlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er jemals alles zurückzahlen kann ist praktisch null. Total utopisch.

Was tut nun der König? Er hat Mitleid mit dem Mann. Gnade vor Recht. Er verzichtet auf sein Geld! Er muss keinen einzigen Cent mehr an den König zurück zahlen! Was für ein Geschenk??!
 

Ende gut, alles gut? 

Könnte man meinen. Der Schuldner müsste ja nur so vor Dankbarkeit platzen … doch dann … begegnet ihm sein Arbeitskollege. Der schuldet ihm einen geringen Betrag, vielleicht 20 €. Das gleiche Spiel wie eben: Der Arbeitskollege ist total blank und kann nicht zahlen. Er bittet um Aufschub, er möchte alles zurück zahlen, doch kann es im Moment noch nicht. 


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Und was tut nun unser reich beschenkter Mann? Gnade vor Recht?

Weit gefehlt. Dem ist das völlig wurscht, er will sein Geld! Kollege kann nicht zahlen = ab zur Polizei, ab in den Knast!


Als der König davon Wind bekommt, wird er wütend!! Er lässt den Mann zu sich kommen. 

"Was bist du für ein böser Mensch! Ich habe dir die ganze Schuld erlassen, weil du mich darum gebeten hast. Hättest du nicht auch Erbarmen haben können mit deinem Kollegen, so wie ich es mit dir gehabt habe?" Matthäus 18, 32 GNB

 

 

 


Jetzt ließ der König den Mann doch noch ins Gefängnis werfen und forderte all sein Geld zurück. Er saß höchstwahrscheinlich lebenlänglich ein …


vgl. Matthäus 18, 23 – 35


Das war ein Gleichnis, dass Jesus erzählte. Und weißt Du was der Sinn dahinter ist?

Jesus will damit ausdrücken, dass Gott uns Menschen so behandelt wie der König seinen Schuldner. Er vergibt uns unsere Schuld, wie groß sie auch sein mag, und wir sollen unseren Schuldigern vergeben (steht z. B. im Vater Unser).

Der König ärgert sich, dass der Mann seine Gnade zwar annahm, aber nicht weitergab – dass er hart blieb. Und so ärgert sich Gott auch über uns Menschen, wenn wir seine Vergebung anehmen und uns dennoch weigern, anderen zu vergeben. Da läuft was schief! Er zieht seine Gnade zurück.

 

"Wenn ihr ihnen aber nicht vergeben wollt, dann wird Gott auch eure Schuld nicht vergeben." Matthäus 6, 15 HfA


Und das jetzt mal von Herzen und ohne fromme Drohung: Schuld macht Beziehungen kaputt. Wenn man dickköpfig und verbittert durchs Leben geht und anderen ihre Fehler immer und immer wieder aufs Brot schmiert, braucht man sich nicht wundern, dass Gott meilenweit entfernt scheint. Letzendlich spielt man mit dieser Haltung auch das Leid herunter, das Jesus ertragen musste, um Vergebung überhaupt zu ermöglichen.


Feindesliebe. Großes Thema in der Bibel. 

Jesus sagt wir sollen unsere Feinde lieben. Mit dieser Liebe meint er weniger die gefühlsgesteuerte Hollywood Liebe à la Pretty Woman, sondern vielmehr eine Grundhaltung, die zu dem "etwas anderen" Handeln aufruft.


So schwer das auch ist, aber er ruft uns dazu auf, eine demütige, dienende Haltung allen Menschen gegenüber einzunehmen! Also auch denen, die uns mies behandeln. Wir sollen auf das Gute in ihnen schauen und nach unseren Möglichkeiten Hilfe anbieten, wenn sie Hilfe benötigen.

Fairness statt Rache! Liebe statt Hass!


Jesus fordert uns nicht auf, beste Freude zu werden! Denn das würde ein Gefühl voraussetzen, dass wir manchmal einfach nicht entwickeln können, selbst wenn wir es wollten. Und doch sollen wir sie behandeln, als würden wir sie mögen.

Das ist eine Willensentscheidung. Wir sollen uns nicht ausnutzen lassen, müssen nicht gut finden, was der andere tut oder getan hat oder wie er sich verhält, aber wir sollen sie trotzallem sehen als das, was sie sind – Menschen, die Gott wichtig sind. Genauso wie Du und ich ihm wichtig sind. Menschen die versagt haben, aber denen Gott ihre Schuld vergibt, wenn sie ihn darum bitten.
 

"Gott aber hat uns seine große Liebe gerade dadurch bewiesen, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren."Römer 5, 8 HfA
 

Gottes Reaktion auf die Rebellion des Menschen bestand nicht daraus, ihnen den Krieg zu erklären, sondern darin Böse mit Liebe zu vergelten, damit der Weg zu ihm neu geebnet wird. 

 

Bleibt nur noch die Frage nach dem Warum?

Ist es für Dich zufriedenstellend, wenn ich antworte: "Weil Jesus das sagt! Und ich vertraue darauf, dass er nie etwas von uns verlangen würde, was sich negativ auf uns auswirkt"?
 

Ich mache mir Gedanken darüber, was es noch für Vorteile hat, Liebe als Grundhaltung zu haben. In den nächsten Beiträgen evtl. mehr davon. 

 

Alles Liebe!
Deine Mandy

 

© Foto: Mandy / unendlichgeliebt.de

 


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Dieser Beitrag wurde am 29. August 2016 veröffentlicht.

15 Gedanken zu „“ … wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ – echt?

  1. Diana

    Hallo Mandy ;0)
    Dein Zitat :
    Ist für Dich zufrieden stellend, wenn ich antworte: „Weil Jesus das sagt! Und ich vertraue darauf, dass er nie etwas von uns verlangen würde, was sich negativ auf uns auswirkt“?

    Ja es ist zufrieden stellend für mich . Ich glaube an alles was Jesus je gesagt hat und versuche es in meinem Leben umzusetzen ( was mir mal mehr mal weniger gelingt ).

    Nichts was Gott von uns möchte ist negativ …..es dient alles zum guten. Darauf vertraue ich.
    Solche Menschen wie im Gleichnis trifft man sehr oft ( ich bin davon nicht ausgenommen ). Ich denke es ist purer Egoismus.

    Lieben Gruß Diana

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  2. Menschenkind

    Sieben mal siebzig mal? 490 mal???

    Puh…ganz schön viel…aber wenn ich dann 490 mal vergeben habe, dann ist wirklich gut, oder?

    Ich hätte vor ein paar Wochen noch gesagt: „Vergeben, hab ich kein Problem mit!“
    Aber da ist etwas passiert, das mich tief verletzt hat und in meinen Grundfesten erschüttert hat. Ich war wirklich getroffen.
    Ein Wort ergab das nächste und es gab eine fiese Spirale von Missverstehen.

    Nach einer guten Aussprache habe ich aber jedes Mal gemerkt, dass ich ein ungutes Gefühl hatte, jedes mal, wenn es darum ging, der betreffenden Person zu begegnen. In mir drin war das noch lange nicht weg. Ich war nicht mehr sauer, oder so…aber es war auch nicht wieder gut!

    Das erste Mal in meinem Leben konnte ich nicht so vergeben, wie ich es gerne gehabt hätte!
    Kopf über Herz: Mein Kopf sagt, dass es logisch und richtig ist, dem Menschen zu vergeben. Mein Herz sagt „aua!“.
    Beten, um Vergebung und Vergebungsbereitschaft…und irgendwann habe ich mir ein Herz genommen, und offen über meine Gefühle gesprochen. Die sind natürlich nicht unbemerkt geblieben und so war immer unterbewusst auch eine komische Spannung in der Luft.
    Nach dem Gespräch war ich richtig befreit und konnte die Person wieder mit ganzem Herzen lieben.

    Für mich bedeutet die 490 nicht eine bestimmte Anzahl, sondern „immer wieder“ vergeben! So lange, bis das wirklich ins Herz gesackt ist!

    Liebe Grüße vom Menschen(Gottes)kind

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  3. Bithya

    Ich wünschte, es wäre immer so einfach. Aber ich glaube, so lange man grundsätzlich zur Vergebung bereit ist, ist es ok. Muss ja nicht alles sofort klappen. Ein vorschnelles „ich vergebe dir“ würde ja auch weder ehrlich noch wertschätzend sein. Aber ich glaube, sich auf den Weg zur Vergebung zu machen (seltsamer Ausdruck, ich weiß. Aber mir fällt kein Besserer ein) ist schon mal nicht das Schlechteste.

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  4. Anonymous

    Lieber einmal zuviel vergeben als zu wenig.
    Vergebung kann nicht immer gleich zu 100% erfolgen.
    Es ist wichtig daran zu bleiben.
    Unvergebenheit ist Sünde und wir schaden uns selbst damit.
    Fang einfach an, sprich es aus, allein in deinem Zimmer oder geh Spazieren, „Ich vergebe …“
    Gottes Gnade ist Groß und wunderbar

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  5. Wollevonobbe

    Ja, es muß vom Kopf ins Herz und letztendlich kann es nur Jesus in uns erreichen. Das hört sich irgendwie komisch an, aber m.E. ist es wirklich so. Wir versuchen es immer selbst mit unsren Mittel zu machen und das geht nicht.
    Das meint er auch mit ans Kreuz bringen oder letztendlich den alten Menschen sogar kreuzigen.
    Wenn es gelingt jedem Moment unter Gottes Angesicht zu „feiern“, dann ist das die wahre Achtsamkeit und Ehre, wie es im Vaterunser steht: Du darfst/sollst Gott lieben mit all Deinenen Sinnen, Herz und Verstand.
    Die Brùder Laubach und Lorenz, beides christliche Mystiker haben das versucht in Ihren Schriften der Nachwelt zu überbringen.
    Heute sind MBSR und Achtsamkeitsübungen in der Welt angesagt. Diese sollen helfen den „alten Menschen“ vom Stress zu bewahren und am Arbeiten zu halten. Aber dabei fehlt Jesus und Gott. Tue jede Tätigkeit und denke jeden
    Gedanken mit Jesus und komme sekündlich in den Bereich seiner Herrlichkeit. Alles weitere wird Dir geschenkt.
    Euer Wolfgang aus Griesem

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  6. Thomas

    das schaffe ich leider in einem fall nicht,obwohl ich mehrfach dazu anlauf genommen habe. der bruder möchte einfach nicht mit mir unters kreuz gehen und so gibt es eben auch keine vergebung. man trägt eine gewaltige last weiter mit sich rum. grüße an die geschäftsführung der eichendorfer mühle. aber auch geburtstagsglückwünsche an bruni.

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    1. Hans-Georg

      Nachgefragt:
      Wenn Du der Schuldner bist zahle in kleinen Beträgen, die Du kannst, jedoch kontinuierlich. Damit zeigst Du Deinen guten Willen.
      Bist Du der Forderungssteller, vergib vor Gott denn Dein Vater im Himmel hat durch Christus schon vergeben.

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    2. Mandy Artikelautor

      Hallo Thomas, Vergebung wird nicht erst möglich, wenn beide Seiten zustimmen. Sie geht von Dir aus. Bist Du bereit zu vergeben? Gnade statt Recht?! Wenn der andere nicht will, dann lass ihn und geh deinen Weg.

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    3. Menschenkind

      Ich kenne die Situation natürlich nicht, aber für mich ist wichtig, dass ich vergebe, nicht, dass der andere vergibt.

      Vergebung ist auch keine Forderung, sondern eine Bitte.
      Ich kann nur um Vergebung bitten. Ob mir selbst diese gewährt wird liegt im Ermessen des anderen.

      Auch dafür ist Jesus gestorben. Bin ich vergebungsbereit, aber jemand anderes vergibt mir nicht obwohl ich darum bitte…wo ist dann meine Schuld besser aufgehoben als am Kreuz?

      Vergebung kann ich wiederum nicht einfordern, wenn ich glaube, jemand anderes ist an mir schuldig geworden. Spüre ich dann aber Groll in mir, dann bin ich wiederum dran, Vergebung zu suchen.

      Ist nen super schwieriges Thema…und ganz sicher keine leichte Übung…aber genau deshalb ist Jesus gestorben…für jeden einzelnen von uns.

      Sei gesegnet!

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    4. gekreuzSiegt Moderator Hanspeter

      Hallo Thomas
      Vergebung heisst für mich, die Sache Gott zu übergeben = ver – geben. Sowohl die Gerechtigkeit wie auch die Wiederherstellung.
      Das andere ist Versöhnung. Diese funktioniert nur wenn beide Seite wollen. Paulus sagt, so viel an euch liegt lebt mit allen in Frieden (Römer 12,18). Aber eben es geht nicht immer :-(
      Mit Gott kann sich der Mensch versöhnen, weil er noch die offenen Hände entgegenstreckt.

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