Unsere Welt wäre besser, wenn wir lernen würden klar und konstruktiv zu kritisieren. Zu weit hergeholt? Ich denke nicht.
Ist es möglich die Arbeit oder Kunst anderer zu beurteilen, ohne ihn dadurch als Mensch abzuwerten? Definitiv.
Durch meinen Blog habe ich Einblick wie Menschen kritisieren. Ermutigen sich mich dazu zulernen? Bauen sie mich auf? Oder schmieren sie mir nur genüsslich aufs Brot wie und wo ich,
ihrer Meinung nach, versagt habe?
Meine Tipps zum Thema:
Verschaffe Dir einen Gesamteindruck …
Unser Treppenhaus wurde in den letzten Monaten saniert. Die Treppen wurden mühsam, Stufe für Stufe abgeschliffen. Danach folgte das Geländer. Viel Arbeit! Viel Staub! Viel Geduld! Ein Lob, das ich danach mehrfach hörte: "Immerhin besser als vorher!". Wenn der Deutsche nicht meckert, ist bekanntlich genug gelobt! Wirklich?
Egal was Du zu bewerten hast, mach Dir ein Gesamteindruck. Schau Dir das Treppenhaus von oben bis unten an. Lass Musik auf Dich wirken. Brich den Film nicht schon nach 10 Minuten ab. Blättere nicht nur durchs Vorwort …. wer konstruktiv kritisieren will, muss sich Zeit für das Ganze nehmen! So vermeidest Du Schnellschüsse, die Du im Nachhinein bereust.
Fang mit dem Positiven an …
Selbst wenn Dein Gesamteindruck eher bescheiden ausfällt, bemühe Dich positives zu entdecken. Erwähne immer erst die Stärken, bevor Du die Schwächen ansprichst.
Erkenne Einsatz und Bemühung …
Vergiss nicht den Einsatz, der investiert wurde. Jemand der keine Musik macht, hat in den meisten Fällen keine Ahnung wieviel Herzblut, Zeit und Energie dahinter steckt! Selbst wenn etwas völlig in die Hose geht, ermutige den anderen dranzubleiben! Misserfolge plant keiner!
Übertreibe nicht …
"Das ist das Beste was ich jemals gegessen habe!", "Das hast du wie immer perfekt gemacht!" oder: "Das kann keiner so gut wie Du!"
Menschen, die auf den Thron gehoben werden, fühlen sich in der Regel eher unwohl.
Oder auch Übertreibungen wie diese: "Das war so ätzend! Unglaublich wie schlecht man sein kann!", "Also irgendwie wirst du das nie auf die Kette kriegen!"
Drauftreten, wenn jemand am Boden liegt? Böse!!
Sätze mit "nie" und "immer" sind ohnehin eher zu vermeiden.
Hör auf mit Vergleichen …
"Wow, Deine Stimme klingt wie Xavier Naidoo!!" oder "Du bist ein echter Picasso!" …. jeder Mensch ist ein Original und will als solches erkannt werden! Also hör auf Vergleiche zu suchen und Menschen in Schubladen zu packen!
Warte auf den richtigen Zeitpunkt …
In Sprüche 25, 11 steht:
"Ein gutes Wort zur rechten Zeit ist so lieblich wie goldene Äpfel in einem silbernen Korb."
Wohl wahr! Kritisiere nicht, wenn Du gerade mies drauf bist, Stress oder Deinen Bad Hair Day hast. Wenn Dein Blutdruck auf 300 geht … atme lieber erstmal tief durch! Denn sonst wird es schnell emotional und die Fetzen fliegen. Das bringt weder Dir noch dem Kritisierten etwas … naja, außer schlechter Laune vielleicht. Kritisieren zwischen Tür und Angel ist auch ungeschickt, nimm Dir nach Möglichkeit Zeit dafür! Und bitte kritisiere nicht vor versammelter Mannschaft, sondern unterhalte Dich unter vier Augen mit der betreffenden Person!
Schwächen ansprechen …
Äußere Kritik nicht emotional, sondern sachlich und präzise!
Biete wenn möglich Verbesserungsvorschläge an. Rede nicht um den heißen Brei drumrum, sondern sprich klar und direkt durch Ich-Botschaften an, was verändert werden könnte.
"Ich denke, die Kartoffeln könnten etwas mehr Salz vertragen. Das Fleisch könntest Du mit etwas mehr Rosmarien-Käsefüllung füllen und 1-2 Minuten länger braten, dann kommt der Geschmack deutlicher hervor." Ist besser als: "Mir schmeckt das Essen nicht!" – damit springt der Kritisierte oft in die Verteidigungshaltung und macht dicht.
Kritik benötigt Empathie und Fingerspitzengefühl. Sei barmherzig und gnädig. Dosiere Kritik gut! Deine Verbesserungen zum Dessert kannst Du ja beim nächsten Mal ansprechen 😉
Gib dem Kritisierten Freiheit …
Eine Frau schrieb mir kürzlich, dass sie mit einem meiner Blogbeiträge ein Probleme habe. Daraufhin las ich den Beitrag wiederholt durch. Ich unterhielt mich mit zwei anderen Leuten darüber. Ich bin bis heute überzeugt, es handelt sich um ein Missverständnis. Ich erklärte es ihr ausführlich. Daraufhin schrieb sie, sie hätte sich "mehr Einsicht" gewünscht und eine "Entschuldigung steht noch immer aus".
Kritik ist immer auch Angebot zur Veränderung. Der Kritiker sollte auch damit umgehen können, dass seine Kritik zwar gehört, jedoch nicht bestätigt wird und seine Verbesserungsvorschläge nicht angenommen werden. Menschen haben unterschiedliche Ansichten und Maßstäbe. Wenn der Koch seine Kartoffeln für ausreichend gewürzt empfindet und ihm das Fleisch genau richtig vorkommt – er dazu noch viele positive Rückmeldungen bekommt, dann wird das Essen trotz Kritik höchst wahrscheinlich nicht ändern. Reagiert er damit falsch? Nein. Nur anders als der Kritiker.
Die halbe Miete …
Bei all den Tipps hab keine Angst zu kritisieren. Kritik ist wichtig! Kritik kann ermutigen! Denn Entwicklung wird schwierig, ohne Feedback! Einen guten Tipp habe ich noch – der ist quasi die halbe Miete!! Achte darauf das sich Lob und Kritik die Waage halten!
In diesem Sinne, sei fett gesegnet in allem was Du sagst! Morgen geht es darum, wie man am besten auf Kritik reagiert und was Gutes draus macht
Deine Mandy
NACHTRAG: Wie reagiere ich auf Kritik?
PS: Doktor Allwissend hat noch was zu sagen übers (konstruktive) kritisieren im Internet …
© Fotos: pixabay.com / Creative Commons CC0
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Passt grade, nächste Woche ist ein Krisengespräch mit meiner Mutter (Borderlinerin) dran… hab Angst davor, aber es muss sein.
Danke.
Wow, meine tochter hat das auch und wird jetzt mama. Das ist schon schwierig für alle beteidigten. Doch , sind es gerade die menschen die uns beibringen auf was es im leben wirklich ankommt.
Gott ist bei dir/ euch
auf die sehr, sehr harte Tour, ja.
Danke, Gottes Beistand kann ich da sehr gebrauchen.
Dir/Euch auch Gottes Hilfe bei den herausfordernden Situationen im Alltag. Das ist nicht einfach, ich kenn das.
Alsooo, liebe Mandy, Deinen Beitrag finde ich richtig klasse, weil das für mich daueraktuell ist, lernen, lernen, üben, üben, üben. Ich mag Deinen Blog und lese Deine Artikel allermeistens gerne. Ich habe mich noch an keinem geärgert oder groß andere Überzeugungen gehabt. Das „Schlimmste“ was mir hier passiert ist, war eher von meiner Seite zuviel und dass es mich nicht betroffen oder erreicht hat, aber das wäre ja auch irgendwie seltsam wenn das ständig so wäre. So, puh – ich hoffe, ich habe das mit dem Lob nicht übertrieben. Das war einfach mal dran, weil ich mich ertappt gefühlt hatte, zu viel zu kritisieren und zu wenig zu loben.
Lob vorweg, jetzt darf ich wieder kritisieren: Also der Videoclip war so lustig, dass ich beinahe komplett Deinen Artikel vergessen habe und nun alles noch mal lesen kann. 😉
Da fällt mir was dazu ein, was ich mal im Radio gehört habe und echt gut fand:
Kritik heißt auch
a) Du bist mir wichtig (sonst wäre es mir egal, ob du etwas gut oder schlecht hinbekommst und ich hätte kein Interesse daran, dir zu helfen dich zu verbessern)
b) Ich glaube, dass du das kannst (sonst wäre Kritik ja sinnlos, wenn ich denken würde, dass du das eh nicht besser hinbekommst)
Mir hat das schon oft geholfen, das so zu sehen und dann nicht gleich in Verteidigungsstellung zu gehen, wobei ich auch einräume, dass es nicht immer zutrifft; nicht jedem, der einen kritisiert, liegt etwas an einem und auch nicht jeder Kritiker glaubt an einen. Aber trotzdem mal ein interessanter Gedanke.
Liebe Mandy, du hast wieder ein wichtiges Thema in sehr ansprechender Weise behandelt und ich danke dir dafür. Und weil mir etwas an dir liegt und ich glaube, dass du das hinbekommst(siehe Post von Simone), ermutige ich dich, noch ein wenig an deiner Rechtschreibung zu arbeiten und zB das und dass an den richtigen Stellen zu schreiben. Nicht, dass das furchtbar wichtig wäre, aber schön, oder? Liebe Grüße Gabriele
Danke für Gabriele.
„dass“ oder „das“ ein ewiges Thema meines Lebens. Und ja, die „einfache“ Regel mit „jenes“ und „welches“ kenne ich. Vielleicht ist es wieder Zeit mir einen Lektor zuzulegen. Den hatte ich bis vor ca. 2 Monaten 😛
Danke für den Hinweis. Das Auge ließt mit 😉
Mandy
Vielen Dank für den guten Artikel, liebe Mandy!
Also ich muss dazu sagen, dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich aus den Kollegen / Freunden habe intensiv nachfragen müssen, ob das, was ich machte, ok war. Ich mag konstruktive Kritik (auch) an mir, aber ich habe manchmal das Gefühl, dass zwar Kritik geübt wird, aber mit der treffenden Person darüber nicht gesprochen wird, sondern daß das hintenherum geschieht. Was nicht gerade fair ist.
Ich wünsche Euch allen Gottes Segen!
oh, ja. Richtig das mal anzusprechen. Ein nicht einfaches Thema, mit Feingefühl den goldenen Weg finden. — Danke.
Nett gscholte isch gnug globt – ich dachte, das ist Schwäbisch
Des isch id gans schwääbisch. Eher: Id gschumpfea isch gnuaeg gloabed.
Ich empfehle das Buch „Kritisieren ohne zu verletzen“ (978-3765538452).
Dort steht viel Schlaues zum Kritiseren drin …
Danke!!!
gefällt mir. …genau damit beschäftige ich mich seit längerer Zeit intensiv ..