Schaf – Schäfer – Vertrauen

Wer sich mit der Bibel beschäftigt, Religionsunterricht oder ähnliches hatte, ab und an oder sogar öfter in die Kirche geht – der kommt kaum drum rum, um den Psalm 23.


David, der diesen Psalm schreibt, beginnt mit:

"Der Herr ist mein Hirte … " 


Er vergleicht Gott mit einem Schafhirten?


zur Info: David weiß wovon er spricht, denn er arbeitete bereits seit seiner Kindheit als Schafhirte (1. Samuel 16, 10-11).


Was macht so ein Schafhirte oder auch Schäfer genannt, den lieben langen Tag? Gibt es die überhaupt noch?


Scheucht ein Schafhirte seine Herde auf die Weide, sucht sich dann ein schattiges Plätzchen, wo er den Tag über relaxt, auf Grashalmen kaut und über Gott (also sich selbst?) und die Welt philosophiert? 


Falls Dir gerade eine Berufsidee gekommen ist.  schaf_0034

Dann schau Dich nach einer Ausbildung zum Tierwirt um, die umfasst heute auch die Schäferei. Du bist dann auch für die Aufzucht und Pflege von Rindern, Schweinen, Hühnern und Bienen zuständig. Kann sicher hart sein und lang sein, so ein Arbeitstag.
 

Damals in Palästina war Schafhirte auch ein harter Job. Das Wetter war oft rau, kalt und nebelig. Ein Schafhirte durfte nicht zimperlich, sondern musste abgehärtet sein. Denn die grünen und nahrhaften Wiesen, die er für seine Schafherde suchen musste, lagen nicht unmittelbar vor der Stalltür, sondern mussten in großer Entfernungen gesucht und gefunden werden. Jeden Tag. Denn die Schafe grasen eine Wiese ab und bis sie wieder wächst, muss die Herde woanders hin. Außerdem waren die Schafe durstig und brauchten einen fließenden Bach in der Nähe der Weide. Möglichst sicher, damit die Schafe nicht ins Wasser fallen und ertrinken.
 

300330_original_R_K_B_by_RainerSturm_pixelio.de


Dann hätten wir noch die Gefahr, dass wilde Tiere sich ein Schaf schnappen und töten. Die musste der Hirte mit seiner Keule (die er zB. auf die Feinde wirft) abwehren, oder auch mit seinem Hirtenstab, den er zum abstützen nutzte oder eben auch, um wilde Tiere damit zu stechen und zu vertreiben. Ganz schön mutig, er riskiert damit Verletzungen oder setzt sogar sein Leben aufs Spiel. Stell Dir vor, Du kämpfst gegen einen Wolf! Im besten Fall hast Du einen Schäferhund an Deiner Seite. Gab es den damals schon?


Ein Schafhirte trägt große Verantwortung für seine Herde
– so wie Gott die Verantwortung für uns Menschen trägt.


Da ist Einsatz gefragt! Gott sorgt sich um die Menschen und möchte uns an einen sicheren Ort führen, wo wir keine Angst haben brauchen. Einen Ort wo für uns gesorgt wird und bis dahin hilft er uns durchs Leben. Durch alle Höhen und Tiefen.


David schreibt:

"Er gibt mir Kraft. Er zeigt mir den richtigen Weg um seines Namens willen. Auch wenn ich durch das dunkle Tal des Todes1 gehe, fürchte ich mich nicht, denn du bist an meiner Seite."Psalm 23, 3-4 NLB


Schafe sind in der Regel weise genug, um ihren Hirten zu vertrauen und ihm zu folgen. Und wir Menschen?

Hm. Naja. Ich glaube wir diskutieren ganz schön viel, wem wir nun vertrauen und folgen sollen – anstatt es einfach mal zu versuchen. Schafe sind gar nicht so dumm, wie wir Menschen manchmal glauben. – Hier mehr dazu: Faszinierende Schafe


Viele Jahre später greift Jesus die Vorstellung mit Gott als Schafhirten wieder auf und bezieht sie auf sich. In Johannes 10 und auch in Lukas 15.


Er sagt: "Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte ´ist bereit,` sein Leben für die Schafe herzugeben." Johannes 10, 11 NGÜ


Hier erzählt er ein passendes Gleichnis: 

»Angenommen, einer von euch hat hundert Schafe, und eins davon geht ihm verloren. Lässt er da nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir! Ich habe das Schaf wiedergefunden, das mir verloren gegangen war.‹ Ich sage euch: Genauso wird im Himmel mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.«  – Lukas 15, 4-7 NGÜ


Soweit so gut. Einen Schafhirten zu haben, der auf seine Schäfchen aufpasst = Daumen hoch! 


Doch in Psalm 80, der genau genommen ein Song von dem Musiker Asaf ist, weht plötzlich ein anderer Wind! Die Stimmung ist … naja, sagen wir bescheiden. Asaf ist verzweifelt:


"O Gott, richte uns, dein Volk, wieder auf! Wende dich uns in Liebe zu, dann sind wir gerettet! Herr, du Gott über Himmel und Erde, wie lange willst du noch zornig auf uns sein, obwohl wir zu dir beten? Tränen sind unsere einzige Speise – ganze Krüge könnten wir mit ihnen füllen!"Psalm 80, 4-6 HfA


Asaf nennt Gott am Anfang des Psalms auch Hirten und appelliert an ihn, seine Verantwortung, Macht und Fürsorge wahrzunehmen. Hier geht's nicht nur um Asaf, sondern um das ganze Volk. Die Leute sind scheinbar verzweifelt und brauchen Hilfe. Widerspricht das Psalm 23? 


Ich finde nicht. Wir alle machen doch Höhen und Tiefen durch und denken manchmal:

"Wo ist denn Gott bei all dem Schlammasel?"


Gerade in der aktuellen Zeit, in der Terroralarm in Deutschland und angrenzenden Ländern wahrscheinlich so hoch wie nie ist. Wo ist Gott??? 

Ich glaube er ist näher, als wir denken. Auch wenn es mir manchmal schwer fällt das zu glauben, bei all den schrecklichen Bildern, die auf allen Sendern laufen. 


Mich ermutigt nicht nur Psalm 23, sondern auch Psalm 80. Weil die Leute, denen es dreckig geht, sich dennoch an Gott, den guten Hirten wenden. Sie vertrauen ihm, obwohl sie nicht verstehen, wohin er sie führen möchte und gerade keine positiven Erfahrungen machen. 


Mir ist für meinen Blog wichtig, nicht nur zu schreiben: "Das ist sooo … " und "Damit meint Gott wahrscheinlich, dass …. " – Nein. Ich möchte viel lieber Menschen ermutigen, Gott dem guten Hirten Vertrauen zu schenken!


In diesem Sinne – danke fürs Lesen!


"Der Glaube ist der tragende Grund für das, was man hofft: Im Vertrauen zeigt sich jetzt schon, was man noch nicht sieht."Hebräer 11, 1 HfA

 

Deine Mandy

 

© Foto; zwei Schafe /  pixabay.com  / Creative Commons CC0
© Foto; Schafe mit Hirten / RainerSturm, pixelio.de (erweitertes Bearbeitungsrecht)

 


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Dieser Beitrag wurde am 24. März 2016 veröffentlicht.

4 Gedanken zu „Schaf – Schäfer – Vertrauen

  1. Menschenkind

    Mal wieder interessante Gedanken…leider sind wir heute von Schafen weit weg, nicht so weit, wie damals zur Zeit Jesu und David…da waren Schafe wohl etwas ganz alltägliches. Zu Psalm 80 habe ich ein paar kleine Anmerkungen, denn natürlich klingt es genau wie das komplette Gegenteil zu Psalm 23…aber ich habe gerade mal den Psalm bis ganz zum Schluss gelesen und da kommt im Prinzip die Auflösung, wo Gott die ganze Zeit war, oder was die Schafe die ganze Zeit gemacht haben: "Wenn du uns am Leben erhältst, dann werden wir dich nie wieder vergesen! Erhalte uns, damit wir deinen Namen wieder anrufen können!" Offensichtlich war Israel mal wieder auf Abwegen unterwegs, hat sich fremden Göttern zugewandt und war eine Zeit lang dabei, ihr eigenes Ding durchzuziehen, bis sie (oder Asaf) merkte, dass ohne den Hirten doch nich alles so rund läuft. Und sie machen das Beste, was man in der Situation machen kann: Den Hirten wieder zu ihnen zurück rufen!

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  2. Josef Sefton

    Der HERR warf unser aller Sünde auf ihn. Wahrlich der Gute Hirte hat sein Leben zum Schuldopfer gegeben.

    Wir gehen alle in die Irre, darum ist es dringend nötig ihn von ganzem Herzen zu vertrauen.

     

    Alles Gute,

     

    Josef

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