Vom Umgang mit Schuld und Versagen

Das Zugunglück in Bad Aibling ist schockierend. 

Laut Angaben der Ermittler geht der Unfall
"auf menschliches Versagen" zurück.

Der Fehler des Fahrdienstleiters, kostete 11 Menschenleben und über 80 Verletzte.


Mich beschäftigt das Thema, weil es mir bewusst macht, dass wir trotz modernster Technik, noch immer auf Menschenhand angewiesen sind. Mich beschäftigt auch, wie ein Mensch mit diesem enormen Verschulden umgehen kann.


Der Spiegel schreibt weiter:

"Der 39-jährige Tatverdächtige befinde sich an einem sicheren Ort und stehe den Ermittlern zu jeder Zeit zur Verfügung. "Es geht ihm nicht gut." Der Mann habe eine langjährige Berufserfahrung. Es seien weder Drogen noch Alkohol im Spiel gewesen, auch sei der Beschuldigte nicht krank gewesen: "Es handelte sich um ein furchtbares Einzelversagen in dieser Situation.""

Quelle: Ermittlungen der Staatsanwaltschaft: Fahrdienstleiter verursachte Zugunglück von Bad Aibling


Was dieser Mann erlebt und fühlt, ist für kaum einen von uns auch nur im Geringsten nachfühlbar.

Ich bin keine Psychiaterin, will keine Prognosen geben. Doch um zu wissen, dass sich dieses dramatische Unglück in die Seele des Mannes brennen wird, braucht es kein Fachwissen. Er, alle anderen Personen im Zug, die Familien und Freunde der Opfer werden diesen Unfall niemals vergessen. Wie sehr wünscht man sich, die Zeit zurück zu drehen … um diesen Fehler abzuwenden, nicht in den Zug zu steigen. Gelebte Zeit ist vergangene Zeit. Das was passierte wird ihre Zukunft prägen und Wunden hinterlassen. 


"Warum gerade dieser Zug?", "Warum mein Sohn?", "Warum mein Mann?", "Warum?"  

Viele Fragen – wenig Antworten. 


Im 1. Korinther 13, 8 steht: "Unser Erkennen ist Stückwerk … "

Wie wahr. Auch unser Leben ist Stückwerk. 


Paulus beschreibt es so: "Jetzt sehen wir nur ein undeutliches Bild wie in einem trüben Spiegel. Einmal aber werden wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen. Jetzt erkenne ich nur Bruchstücke, doch einmal werde ich alles klar erkennen, so deutlich, wie Gott mich jetzt schon kennt."1. Korinther 13, 12 HfA

Paulus vermittelt Hoffnung, indem er sagt: "Irgendwann stehst Du Gott gegenüber und wirst in der Lage sein, Dein Leben aus seiner Perspektive zu sehen." 


Auch wenn es sich nach einer frommen Floskel anhört, bin ich überzeugt: Gott liebt jeden Menschen unendlich! Unabhängig davon, ob er unbeabsichtigt einen furchtbaren Unfall verursacht oder Leid wissentlich herbei führten. Das hört sich ungeheuerlich an. Umso gespannter bin ich auf Gottes Blickwinkel.
 

© Hoffnung made by Jesus

Jesus, der Mann, der gefoltert, vom Sterben gequält und gekreuzigt wurde. Er ging durch die Hölle. Doch er hat den Tod besiegt. Dank ihm wurde aus gekreuzigt gekreuzsiegt. Er machte es möglich, dass wir Menschen nach unserem Tod Gott in die Augen schauen können. Jesus ist der Verursacher dieser Hoffnung.


Und er gab uns ein Versprechen: "Weil ich lebe, werdet auch ihr leben". – Johannes 14, 19


Hoffnung ist ein Lebensmittel. Sie hält den Menschen am Leben – nährt ihn.

Den Schmerz und die Tränen aller Beteiligten des Zugunglücks, kann nur Gott trösten. Wir Menschen kommen an unsere Grenzen. Wir können nach unseren Möglichkeiten den Betroffenen beistehen, praktische und psychologische Hilfe anbieten oder ein freundschaftlich offenes Ohr …


Neue Hoffnung zu bekommen ist ein Geschenk – sie in einer schweren Zeit neu sehen und annehmen zu können ist lebenswichtig. Eigentlich ist die Hoffnung immer da – in einer traumatischen Erfahrung wird sie aber verdrängt – sie verschwindet hinter einem dichten Nebel, wird scheinbar unerreichbar. 

Ich weiß nicht, ob der Fahrdienstleiter jemals wieder ein glückliches Leben auf dieser Erde führen wird. Ich wünsche es ihm von Herzen. Ich wünsche ihm auch, dass er neue Hoffnung bekommt und die Zuversicht, dass er eines Tages vor Gott stehen wird – aber unabhängig von seinem großen Fehler geliebt ist. Das aus seinem Schmerz Dankbarkeit wird. Und er erfährt, dass die Liebe Gottes stärker ist als der Tod! – Hoheslied 6, 6-7

 

Wir sollten gemeinsam für all die Menschen beten, die dieses Unglück erlebten. Danke!


Gott segne sie und auch Dich!

Deine Mandy


© Foto: pixabay.com  / Creative Commons CC0

 


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Dieser Beitrag wurde am 18. Februar 2016 veröffentlicht.

21 Gedanken zu „Vom Umgang mit Schuld und Versagen

  1. Klaus

    … die Technik hat versagt. Ein System muss eine Aktion sperren, wenn es Zustände überprüft hat, die sich in Logik als „falsch“ erweisen. Es hätte die zwei Züge auf der eingleisigen Strecke detektieren können, und dann bei beiden Zügen eine Notbremsung einleiten sollen. Einem Menschen die ganze Schuld zuschreiben und dann sind alle Mitschuldigen aus der Verantwortung heraus ? Geht das ?

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    1. Charly

      Der Notruf kahm auch nicht durch, nachdem er das Unheil kommen sah. Eine gewisse Gruppenarbeit hat den finanziellen Rahmen für das Sicherheitssystem eingeengt und das waren alles Entscheidungsträger mit einer deutlich höheren Gehaltsklasse. Merkwürdig, dass die Ermittlungen schon so früh beendet wurden.

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  2. Jürgen

    Auch meine Gedanken sind bei diesem Mann. Es geht ihm nicht gut, sagt die Polizei. Wohl eine riesige Untertreibung.
    Aber die Gedanken gehen natürlich ebenso an die Angehörigen der Opfer.
    Gott sei bei ihnen allen und lass sie Trost finden

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  3. Bärbel

    Gott sei bei den Angehörigen der Opfer und des Mannes der grade die alleinige Schuld auf sich trägt. Ich bete dass er nicht daran zerbricht und bitte um Kraft für alle. Wir alle können in eine Situation kommen, in der wir ohne Absicht andere zu Schaden kommen lassen.

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  4. Dagmar

    Für mich ist das noch nicht raus dass er da wirklich das Gros der Verantwortung tragen würde. Entweder muss man da ein Vier-Augen-Prinzip haben, oder eine automatische Blockierung, oder Weichenumlenkung, die so eine Katastrophe verhindert. Die Sensoren, die Signalweiterleitung und eine passende Schaltlogik wären ja heute nicht mehr das Problem. Man kann nicht einfach einer Person so viel Verantwortung aufbürden, vielleicht auch noch in dem Wissen, dass es da wo ein Notknöpfchen gibt, was man notfalls nur drücken braucht, aber in diesem Fall eben zu spät kam.

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    1. Daniel

      Und wenn die Technik versagt, wer wäre dann verantwortlich? Und wenn der Notruf eben nicht funktioniert, so wie hier? All unser Tun hat Konsequenzen, mal ist die Verantwortung, die wir haben kleiner, mal größer. Wenn man einer Person nicht so viel Verantwortung übertragen könnte würden wir keine Kinder mehr bekommen. Jeder, der so einen Job tut ist sich der damit verbundenen Verantwortung bewusst. Frag mal einen Fluglotsen der Flugsicherung.

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  5. Peter

    Die Frage nach dem Warum ist ja nicht beantwortet, wenn man einen „Schuldigen“ gefunden hat. Kein Mensch ist fehlerfrei, jeder macht mal Fehler. Der Mann ist ja kein Mörder. Hoffen wir, dass die Angehörigen ihm vergeben können.

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    1. Daniel

      Es stimmt, wir alle machen Fehler und jeder muss mit den Konsequenzen seiner Fehler leben. Dieser Fehler hat den Fahrdienstleiter vor dem Gesetz zwar nicht zum Mörder, aber zum Totschläger gemacht. Mit diesem Makel muss er jetzt leben, da hilft kein: "Aber es war doch keine Absicht." Ich denke, er ist sich dessen auch sehr bewusst. Die Konsequenz hier sind 11 Tote und ziemlich sicher ein Gerichtsverfahren wegen fahrlässiger Tötung in 11 Fällen sowie Körperverletzung und gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr. Warum er die Entscheidung getroffen hat die er getroffen hat wird da sicherlich erörtert. Die Frage, mit der sich der Blogartikel beschäftigt ist doch aber die, wie Gott mit der Schuld umgeht, völlig losgelöst davon, wie Betroffene inkl. dem Verursacher und Außenstehende damit umgehen. Die Bibel sagt klar, dass der Sünde Lohn der Tot ist? Sünde und Schuld lassen sich nicht voneinander abgrenzen. Und das ist doch das Großartige: Durch Jesus besteht für jeden Hoffnung. Dem Fahrdienstleiter wünsche ich zu allererst, dass er Vergebung findet und sich selbst vergeben kann, den Angehörigen, dass sie ihm vergeben können.

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      1. Peter

         "Totschläger" ist er auch nicht, schon gar nicht im landläufigen, aber auch nicht im juristischen Sinne. Fahrlässige Tötung. Damit muss er in der Tat leben. Schlimm genug. Auf die Gnade ist der Mann ohnehin angewiesen. Ich möchte nicht über Erbsünde diskutieren, nur: Wer ohne Sünde ist… – Und im Posting zum Link stehen durchaus auch andere Fragen.

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  6. Bianca

    Das Schicksal des Mannes bewegt mich – einen Fehler machen und dann stirbt jemand…. ich hoffe mir passiert so etwas niemals. Ich wünsche ihm sehr, dass er Jesus als Heiland und Freund erfährt, es muß sehr schlimm für ihn und die Familie sein – und natürlich bete ich um Trost für alle Hinterbliebenen der Opfer :'(

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  7. Claudia

    Ich würde gerne einem Mann vergeben, der Schuld hat am tödlichen Motorradunfall meines Bruders vor 25 Jahren. Ich kenne ihn nicht und meine Eltern haben ihn damals gehasst. 

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  8. Lyd

    Ich hoffe, dass jemand dem Mann Vergebung zuspricht.

    Gottes Segen für ihn und alle Angehörigen und Opfer des Zugunglücks!

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  9. Martina

    Meine Gedanken sind auch bei dem Mann dem wohl alleiniges Verschulden nachgesagt wird.

    Gott allein weiß, warum und wie es passiert ist.

    Ich wünsche ihm Trost und Zuspruch von Gott und das er durch dieses schreckliche Ereignis den Weg zu Gott findet. Vergebung kann er erfahren genau wie jeder andere Mensch auf dieser Welt. Gott liebt uns, dich, mich, und auch ihn!!! 

    Ich wünsche mir auch Trost für alle die, die geliebte Menschen bei diesem Unglück verloren haben. Möge Gott sich um sie kümmern. Mögen sie keinen Hass gegen den “Verantwortlichen“ spüren.

    Martina

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  10. Menschenkind

    Zunächst einmal fällt mir folgendes aus:

    Wir haben keinen Anspruch auf Vergebung!

    Wir wünschen sie uns sicher oft und wir haben sie nötig. Aber wir können nicht zu jemand anderem hingehen und sagen: "Du musst mir dies oder das vergeben!"

    Das funktioniert nicht.

    Um Vergebung bitten ist etwas höchst demütiges. Zuerst tue ich Buße (ein altes Wort für "es tut mir zutiefst leid, was ich getan habe"), dann erst ist das um Vergebung bitten angesagt. Als äußeres Zeichen wurde zur Zeit des alten Testaments ein Sack angezogen und das Haupt mit Asche bestreut – daher kommt das Sprichwort "in Sack und Asche gehen". 

    Vergeben ist nicht nur ein innerliches Zeichen, sondern auch ein äußeres: Es ist wichtig, dass das Opfer meiner Tat weiß, dass mir meine Tat leid tut. Aber das Opfer ist manchmal nicht in der Lage, mir zu vergeben. Und deshalb habe ich keinen Anspruch darauf!

    Da springt dann Gott ein, indem er die große, die gesamte Sünde und auch meine eigenen persönlichen Taten am Kreuz aus der Welt geschafft hat.

    Manchmal ist um Vergebung bitten eine irre Gradwanderung. In einem Schritt aus dem Programm der Anonymen Alkoholiker heißt es: "Wir machten bei diesen Menschen alles wieder gut – wo immer es möglich war -, es sei denn, wir hätten dadurch sie oder andere verletzt."

    Ich finde, das ist sehr wichtig, denn es kann sein, dass durch das Wiederhochholen meiner Taten noch mehr unrecht geschieht. Auch das ist ein Akt der Demut! Nicht um meiner selbst willen, weil ich Vergebung brauche mit allen Mitteln diese von dem jenigen einfordere, dem ich unrecht getan habe.

    Zum Schluss möchte ich noch ein paar Worte zu den Worten verlieren, denn ich empfinde es als großen Unterschied meiner inneren Haltung, wie ich um Verzeihung bitte:

    " Entschuldige" oder "Entschuldigung" – hier bitte ich konkret um ENT-Schuldigung. Das ist eine Aufforderung, mich frei von meinen Vergehen zu sprechen. Eigentlich ziemlich unverschämt, oder? Bin ich mir sicher, dass mein Gegenüber dazu überhaupt bereit ist?

    "Vergib mir, bitte" – klingt für mich angenehmer. Einerseits deutet es an, dass es mir wichtig ist. Aber der Spielball ist bei meinem Gegenüber. Er darf entscheiden, wie er damit umgeht. Spricht er Vergebung aus oder lässt er es bleiben? Ich geben ihm die Möglichkeit beides zu wählen.

    Sehr schön finde ich den 10. Schritt – es ist eine Übungssache, vor allem wenn man so Probleme damit hat, wie ich – aber es ist auch unglaublich befreiend:
    "Wir setzten die Inventur bei uns fort, und wenn wir Unrecht hatten, gaben wir es sofort zu."

    ich darf zugeben, dass ich Bockmist gebaut habe…je schneller, desto besser, je schneller, desto weniger Ballast schleppe ich mit mir herum! So wie David (ihr erinnert euch vielleicht noch an den Blogbeitrag?).

    Bin ich im Unrecht gehe ich zurück zu Gott und gebe ihm gegenüber und dem Menschen, dem ich Unrecht getan habe, dies sofort zu. Meist ergeben sich hier erstaunliche Brücken wo früher in meinem eigenen Geist Gräben aufgebaut wurden weil ich Hemmungen hatte, den Menschen wieder zu begegnen. Ich denke, ihr wisst, wovon ich spreche, oder?

    Lieben Gruß vom Menschenkind

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