Das Ding mit dem Balken im Auge

Vor einigen Tagen schrieb ich über

Das Ding mit dem Verurteilen

 – es ging drum, was Be- und Verurteilen denn eigentlich bedeutet.

Das grobe Fazit war, dass es stark auf mein Motiv ankommt. Wenn ich jemanden helfen möchte sich zu verändern, dann ist es relativ sinnfrei ihn zu verurteilen. Allerdings ist es sinnvoll ihn zu beurteilen und ihm so zu helfen, seine Stärken und Schwächen zu erkennen und damit / daran zu arbeiten.


Schauen wir doch mal im dicken Buch nach, wie Jesus Menschen geholfen hat, sich zu verändern.

Er sagte mal:

»Verurteilt niemand, damit auch ihr nicht verurteilt werdet. Denn so, wie ihr über andere urteilt, werdet ihr selbst beurteilt werden, und mit dem Maß, das ihr bei anderen anlegt, werdet ihr selbst gemessen werden. 
 
Wie kommt es, dass du den Splitter im Auge deines Bruders siehst, aber den Balken in deinem eigenen Auge nicht bemerkst? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: ›Halt still! Ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen‹ – und dabei sitzt ein Balken in deinem eigenen Auge? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge; dann wirst du klar sehen und kannst den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehen.« 
Im ersten Satz sagt Jesus nicht, dass Verurteilen generell ein riesen Fehler ist oder Sünde oder sonstwas. Nein. Er vergleicht es mit einem Maßstab, einer Art Messbecher. Das, was Du anderen einschenkst – wie Du sie verurteilst – das gleiche wird Dir der Betreffende höchstwahrscheinlich zurück einschenken.   – "Wie jetzt? So soll ich sein? Du bist doch selbst kein Heiliger!" 


Nun, Recht hat er. Auch wenn Du mit Deinem Urteil vielleicht gar nicht mal so Unrecht hast, selber bist Du auch nicht sauber. Somit 'ne ziemlich klare Ansage von Jesus; wenn Du jemanden verurteilst, musst Du damit rechnen, auch selbst verurteilt zu werden.


Und dann bringt er noch ein recht unterhaltsames Beispiel; stell Dir mal einen Menschen mit einem Balken im Auge vor. Bei Google gibt es dazu gruselige Fotos … naja, lass es lieber sein, man muss sich auch nicht alles gleich so bildlich vorstellen blush

Jedenfalls will unser "Balken im Auge" – Mensch einem anderen dabei helfen, seinen (im Vergleich putzigen und winzigen) Splitter aus seinem Auge zu ziehen. Wie absurd das ist?! Der sollte eher selbst hinmachen, dass er in die Notaufnahme kommt und ihm dort der Balken entfernt wird, damit er wieder vollen Durchblick hat. 

Mal ehrlich, das, was uns an anderen stört, sind oft Eigenschaften, die wir selbst haben. Es sind nicht selten unsere eigenen Angewohnheiten und Macken, die wir an anderen wieder entdecken und am liebsten sofort ändern wollen. Dann neigt man ziemlich schnell dazu, aus einer Mücke 'nen Elefanten zu machen und zu vergessen, erstmal bei sich selbst anzufangen und dann dem anderen in Liebe zu helfen.


Manche Menschen interpretieren diesen Balken im Auge als eigene Sünde, so als wollte Jesus sagen: "Wer bist Du eigentlich, dass Du jemanden verurteilen willst? Du hast doch noch mehr Mist auf dem Kerbholz als dieser Kerl!" 

Für mich ist diese Schlussfolgerung unlogisch, denn das würde bedeuten, man muss die eigene Sünde nur irgendwie loswerden und dann hat man freie Fahrt und kann andere nach Lust und Laune verurteilen. Ich denke dieser Balken steht nicht für unsere eigene Fehlerhaftigkeit, sondern für den Akt des Verurteilens selbst. Wer andere verurteilt, der kann ihnen nicht mehr helfen. Selbst dann nicht, wenn er die besten Absichten hat. Denn die Methode ist falsch. Verurteilung ist niemals der richtige Weg, um jemanden bei einem Problem zu helfen. Es macht viel mehr blind dafür, dass es andere Möglichkeiten gibt, jemand zur Seite zu stehen und ihn zu unterstützen. 

 

Ein Thema, was mich auch weiterhin beschäftigt. Deshalb; Fortsetzung folgt … 

 

Noch einen schönen Ostersonntag!

Deine Mandy


© Foto: HarperCollins Christian Publishing

 


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Dieser Beitrag wurde am 20. April 2014 veröffentlicht.

8 Gedanken zu „Das Ding mit dem Balken im Auge

  1. Dorothe

    wenn man einen Splitter im Auge hat, sieht das in Nahaufnahme auch so aus, als ob es ein Balken ist… und er sagt, man soll ihn zuerst bei sich rausziehen und dann beim anderen..nur soein Gedanke.

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  2. x

    Ich denke „Nicht-Verurteilen“ geht nur mit der Demutshaltung, die erkennt, das man selbst nicht unfehlbar ist, das nicht mal wirklich werden kann und das in diesem Moment auch eingesteht. Sonst verliert man seine Glaubwürdigkeit gegenüber dem, dem man helfen will. Ich finde den Interpretationsansatz sehr gut, dass wir nicht einfach unsere Sünden loswerden und dann munter die Welt verurteilen können. Das wäre doch genau des Anklägers anliegen. Aber der Ankläger kann nicht heilen, sondern nur zerstören. Deshalb machen wir alles eigentlich nur noch schlimmer, wenn wir anderen helfen wollen, sie aber verurteilen. Das Fatale dabei ist, dass wir die Menschen gegenüber der Wahrheit, die wir ja möglicherweise sogar aussprechen, durch unsere falsche Haltung, verschließen können. Und uns sogar noch selbst einen Fluch auferlegen (Nichts anderes ist verurteilen, meiner Ansicht nach). Zumindest passiert es mir sehr oft, dass ich, nach dem ich wieder einmal verurteilt habe, ohne es wirklich zu merken, dann in genau dem Punkt geprüft werde. Und jämmerlich versage. Und merke, ich bin mit dem Maß gerichtet worden, mit dem ich selbst gerichtet habe. Der Herr zeigt mir meinen Balken. Das ist manchmal noch kein Beinbruch, kann aber in harten Fällen wirklich ernsthafte Auswirkungen haben. Gerade, wenn die Person, der wir helfen wollen, stark gefährdet ist. Deshalb sollten wir, denke ich, wirklich ganz sehr um Wachsamkeit und die Fähigkeit zur Demut beten, wenn wir anderen helfen wollen. Dann bleiben wir vor solchen Fehlern verschont und können wirklich, gemeinsam mit Gott, etwas bewegen. Schritt für Schritt. Korinther 13 … Ohne die Liebe bin ich nichts!

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  3. Martin

    Ich habe mal vor längerer Zeit einen Vortrag über Markus sieben gehört. Fred Ritzhaupt ist bei der CGA Albershausen gewesen und hat am 25.09.2011 diesen Vortrag gehalten. Ich fande es sehr menschlich wie er die Wechselwirkungen menschlichen Verhalten mit der Aussage Jesus verbindet und dabei so bodenständig bleibt. Unter anderem spricht er von dem Balken und führt de Übersetzung "dia plepsis" an. Es handelt sich dabei um "dann blickst du durch".

    Wer den Vortrag selber hören möchte hier ist der Link:

    http://www.c-g-a.de/files/2011.09.25_-_fred_ritzhaupt_-_matth_us_7.mp3

    LG martin

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  4. Silas

    Hey Mandy,

    das ist in letzter Zeit auch für mich ein wichtiges Thema. Ich möchte dazu nur 2 kleine Beiträge abgeben.
    Zum einen Römer 2,1-4 (Volxbibel): 
    1 Es gibt echt keinen, der sich da irgendwie rausreden könnte. Wenn du andere für ihre Sachen kritisieren und verurteilen willst, dann verurteilst du dich damit auch selber, denn du bist genau so wie die, über die du gerade ein Urteil fällst.
    2 Gott wird für jeden ein gerechtes Verfahren anzetteln, das ist mal sicher.
    3 Du Mensch glaubst doch nicht im Ernst, Gott wird nur andere für ihr Leben zur Rechenschaft ziehen ─ und du, der genauso wie die lebst, willst ohne Konsequenzen davonkommen?
    4 Ist dir das egal, wie lieb Gott mit dir umgeht und mit wie viel Geduld er sich um dich kümmert? Kapierst du nicht, dass Gott mit seiner Liebe dich dazu bewegen will, dein Leben zu ändern?

    Und zum anderen: Wenn Paulus in seinen Briefen jemanden ermahnt, dann kann man dieses ermahnen immer mit ermutigen ersetzen. Er ermahnt nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern ermutigt einander zu lieben. 
    Ein Beispiel: 1. Thes 5,11(ELB): Deshalb ermahnt2 einander und erbaut einer den anderen, wie ihr auch tut!
    Die Elberfelder schlägt hier als Übersetzungsalternativen für "ermahnen" auch "trösten" und "ermuntern" vor.
    Mit ermahnen ist also keinesfalls gemeint sich gegenseitig zu kontrollieren und gegebenfalls auf die Finger zu hauen. Wir sollen Botschafter der Liebe Gottes sein, und keine Sündenschnüffler.

    Lg Silas
     

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  5. Joachim

    Liebe Mandy,

    der Herr ist wahrhaftig aufgestanden, ein fröhliches Osterfest wünsche ich Dir.

    Zu dem Blog  "das Ding mit dem Balken im Auge"

    Du hast leider nach Deiner wunderbaren Erklärung des Unterschieds zwischen Verurteilen und Beurteilen unter "Er sagte mal"  im Text von Matthäus 7,1-5  fälschlicherweise den Vers 2 zitiert: Denn so, wie über andere urteilt, werdet ihr selbst "BE"urteilt werden. Richtig ist hier "VER"urteilt werden.  

    In der Luther Bibel steht anstelle von Verurteilen "RICHTEN" Es verdeutlich zweifelfrei das "Endgültige" das passiert, wenn jemand verurteilt. 

    Wer sich durch unbarmherziges Verurteilen/Richten außerhalb der Gnade stellt, billigt unweigerlich wieder dem unbarmherzigen Gerechtigkeitsmassstab Geltung zu.siehe dazu auch Jakobus 2,13

    Das Gericht  (wird) ohne Barmherzigkeit (sein) gegen den, der nicht Barmherzigkeit geübt hat. Die Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht.

    Kritik an anderen soll oft nur heuchlerisch und lieblos die eigene Schwäche überspielen. Wer über andere urteilen will, muss darauf achten, sich nicht selbst damit zu treffen.

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  6. Ella

    Es geht darum die charakterzüge die man anderen vorwirft , bei sich selbst zu erkennen und sie als gegeben anzuerkennen. Wenn man das geschafft hat und seinen frieden damit gefunden hat braucht man auch nicht mehr ersatzweise auf andere loszugehen. Es sind immer die seiten die einem selbst nicht bewusst sind und meistens „unschön“, damit hat man dann verständnis für die anderen, weil man sich selbst erkennt und wenn man sich selbst im anderen erkennt und sieht, dem anderen geht’s auch so, kann man nur noch lächeln. In der psychologie wird das projektion genannt. Problem lösen: projektion zu sich zurück führen und bei sich suchen und finden und alles kommt ins lot.

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