Gottes Prioritäten sind anders

Vor langer Zeit, da gab es einen Mann, der konnte nicht gehen. Er konnte nicht mal stehen, er saß nur und die Welt und das Leben zogen an ihm vorbei.

Der Mann war gelähmt. Vielleicht war er bereits seit Geburt an gelähmt. Während andere Kinder herum sprangen und auf Bäume kletterten, quälte er sich damit ab, einen Löffel zum Mund zu führen. Vielleicht fiel es ihm auch schwer zu sprechen und man musste sich sehr anstrengen, um ihn zu verstehen.

Vielleicht hatte er nie erlebt, was es heißt, gesund zu sein. Oder vielleicht hatte er es doch erlebt und war früher einmal gesund gewesen.

Vielleicht gab es eine Zeit, in der die Menschen wussten, was er konnte, und nicht nur, was er nicht konnte.

Vielleicht gab es Momente, in dem alle Kinder im Dorf so sein wollten wie er? Vielleicht war er sehr sportlich und konnte schneller laufen als alle anderen?  

Doch dann kam der Sturz – vielleicht ein Sturz vom Pferd, ein Sturz die Treppe hinunter oder in eine Schlucht?


Die Schmerzen, die er dadurch erlitt, waren furchtbar schlimm, aber noch viel unerträglicher war die Taubheit in seinen Armen und Beinen. Er konnte seine Gliedmaßen sehen, aber er konnte sie nicht spüren. Sie hingen an seinem Körper, der doch irgendwie gar nicht mehr sein Körper war. 

 

Ob er nun gelähmt geboren oder erst später gelähmt wurde – das Ergebnis war dasselbe: absolute Abhängigkeit von anderen.
 

Er konnte sich nicht selbst waschen, rasieren oder seine Nase putzen. Er konnte nicht spazieren gehen, denn laufen konnte er nur in seinen Träumen. Und wenn er aus einem dieser Träume aufwachte, dann konnte er sich nicht mal umdrehen um weiterzuschlafen, weil ihm der Traum zu viele Schmerzen bereitet hatte.

"Was er braucht, ist ein neuer Körper!" würde wohl jeder ohne Zweifel feststellen. 

Wenn die Leute ihn so betrachteten, sahen sie nicht den Menschen, sondern den Körper, der ein Wunder brauchte. 


Der Mann hatte trotz allem Unglücks ein echtes Geschenk im Leben und das waren gute Freunde! 


Als sich die Nachricht rumsprach, dass ein Zimmermann in der Stadt sei, der als Lehrer durchs Land zog und dabei Wunder tat, da wussten die Freunde, was zu tun war … 


Menschen strömten aus allen Himmelsrichtungen herbei. Sie kamen wie Soldaten, die aus einem Krieg heimkehrten – humpelnd, verbunden, verkrüppelt. Alte Menschen mit runzligen Gesichtern und zahnlosen Mündern. Junge Mütter mit ihren kranken Babys. Gebrochene Menschen voller seelischem Leid. Väter, mit ihren kranken Kindern. Frauen, die keine Kinder bekommen konnten.

Es war fast so, als würde die ganze Welt aufbrechen, um zu erfahren, ob etwas dran sei an dem Gerücht, dass dieser Zimmermann Gottes Sohn Jesus sei und im Namen seines Vaters Wunder vollbringt.

Als die Freunde mit ihrem gelähmten Kumpel am Ort des Geschehens ankamen, war das Haus bereits proppevoll. Ein mordsmäßiges Gedränge und Geschiebe, jeder versucht sich auf die Zehenspitzen zu stellen, um möglichst viel zu sehen.
 


Wie sollten die Freunde jemals die Aufmerksamkeit von Jesus erlangen?
 


Sie mussten sich entscheiden: Versuchen wir irgendwie da rein zu kommen oder geben wir auf?

Was wäre passiert, wenn die Freunde aufgegeben hätten? Was wäre gewesen, wenn sie mit den Schultern gezuckt und gemurmelt hätten, dass die Menschenmenge viel zu groß sei und dass es ewig dauern würde?

Immerhin war die Tatsache, dass sie hingegangen waren, schon bemerkenswert. Der Laden war rappelvoll, würde es ihnen jemand übel nehmen, wenn sie jetzt gehen? Irgendwann gibt es bei dem, was man für andere tut, eine Grenze. Aber diese Freunde hatten noch nicht genug getan.

Sie überlegten, was sie tun könnten und dann hatte einer von ihnen eine Idee!
 

In der damaligen Zeit wurden die Häuser aus Stein gebaut und die Flachdächer aus Lehm, der mit Stroh vermischt wurde. Über Außentreppen gelangte man da hinauf. Der Plan war in dieses Dach ein Loch zu reißen und den gelähmten Freund mithilfe von Seilen hinunter zulassen, direkt zu Jesus.


Gesagt – getan!
 

Es war riskant und gefährlich, denn der Gelähmte konnte sich schließlich überhaupt nicht festhalten und hätte hinunter fallen können.
Es war unverschämt, einfach so ein Dach abzudecken an einem fremden Haus.
Es war aufdringlich, denn alle anderen standen schließlich auch in der Schlange und warteten.
Aber sie sahen darin die einzige Chance zu Jesus zu gelangen.


Der Glaube tut Unerwartetes. Er macht Unmögliches möglich und er bringt einen manchmal wirklich auf verrückte Ideen. Aber es ist der Glaube, der Gottes Aufmerksamkeit bekommt.
 

"Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: »Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.« "

Markus 2, 5 NLÜ


Ich denke, Jesus war im Herzen berührt von dieser Freundschaft und dem Glauben. Die Freunde waren bereit das Risiko einer peinliche Nummer und einer möglichen Verletzung in Kauf zu nehmen, nur um ihren gelähmten Kumpel zu Jesus zu bringen.

Und interessante ist auch, dass Jesus nicht zuerst sagt: "Hey, hier haste einen neuen Körper!" – nein, er sagt: "Deine Sünden sind dir vergeben!" 

Er sagt nicht zuerst: "Ich heile Dich!", sondern: "Ich vergebe Dir!" 

Jesus überspringt das Körperliche und befasst sich zuerst mit dem Geistlichen. Die Heilung des Körpers ist ein zeitliches Ding, die Heilung der Seele hingegen ist für die Ewigkeit. 


Wir Menschen, wir sehen zuerst das, was körperlich nicht stimmt. Jesus sieht zuerst das, was geistlich nicht in Ordnung ist. Seine Prioritäten sind anders. 

Ich bin davon überzeugt, dass Gott uns zuerst das gibt, was wir brauchen und nicht einfach nur das, worum wir ihn bitten. 


Während Jesus also dem Gelähmten in erster Linie Gnade schenkt, kommt Gemotze aus den Reihen. Die Pharisäer melden sich zu Wort:

 

»Wie kann er so etwas sagen? Das ist doch Gotteslästerung! Nur Gott allein kann Sünden vergeben!« 

Markus 2, 7 NLB

 

Jesus antwortet mit einer eindrucksvollen Frage:
 

"Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: `Deine Sünden sind dir vergeben´ oder: `Steh auf, nimm deine Matte und geh´?"

Markus 2, 9 NLB

 

Tschja, gute Frage. Was ist leichter für Jesus? 

Einem Menschen zu vergeben oder einen Körper zu heilen? Was kostet Jesus weniger Schmerzen – diesem Mann die Gesundheit oder ihm den Himmel zu schenken?

Um den Körper des Mannes zu heilen, war nichts weiter als ein Befehl – ein Wort – erforderlich. Um die Sünden des Mannes zu vergeben, war das Leben von Jesus nötig. Das eine nahm nur einen Augenblick in Anspruch. Das andere kostetet ihn alles.


Was war leichter?
 

Seine Liebe zu den Freunden, die so fest auf ihn vertrauten, war so groß, dass er über ihre Bitte hinaus schon in diesem Moment ans Kreuz ging. Jesus wusste, was Vergebung ihn kosten wird. Er kannte den Preis. Er bat ihnen Beides an! Gnade und die Heilung des Körpers obendrauf.

 

"»Steh auf, nimm deine Matte und geh nach Hause, denn du bist geheilt!«  Der Mann sprang auf, nahm die Matte und bahnte sich einen Weg durch die staunende Menge."

Markus 2, 11 – 12 NLB

 

Und ich weiß, so wie Jesus damals gehandelt hat, so handelt er auch noch heute! 

Gott sieht es, wenn Du Schritte im Vertrauen und Glauben gehst. Er reicht Dir die Hand und das erste, was er sagt, wird sein:

"Deine Sünden sind dir vergeben!" 
 

In diesem Sinne, sei fett gesegnet!
 

Deine Mandy
Jesus Punk

 

 

© Foto: stephan.panter@du-kannst.org
Text: Aus Max Luacados Buch "Er versetzt immer noch Berge" – hab ihn umgeschrieben und ergänzt mit meinen Gedanken. 

 


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Dieser Beitrag wurde am 4. Juli 2013 veröffentlicht.

2 Gedanken zu „Gottes Prioritäten sind anders

  1. Ramona

    Es ist toll wenn man Freunde hat. Freunde,die für einen beten und "dennoch glauben" wenn man selbst grad in einer  Krise steckt. Und ich finde es immer wieder faszinierend wie Jesus jedem Menschen ganz speziell begegnet Weil er uns kennt.

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