„Ich wurde missbraucht!“ Teil 1

Heute möchte ich eine neue Themenreihe auf beginnen. Es geht um Missbrauch.

Ein Thema was leider viele Menschen betrifft. Ich werde in den nächsten Tagen über meine Erfahrungen, meine Gedanken und Wege aus dem Missbrauch schreiben. Ich habe lediglich ein Grund-Fernstudium in Psycholgie belegt, viel über Seelsorge gelesen und darüber gebetet.


Ich habe die Wahrheit nicht für mich gepachtet. Ich kann Dir lediglich meine Gedanken dazu mitteilen. Jeder Mensch ist anders und jeder Ausweg ist verschieden.

Wenn Du missbraucht wurdest und noch heute darunter leidest, dann solltest Du Dir Hilfe bei einem Psychologen oder Seelsorger suchen! 

Das ist wichtig, dass Du das weißt. Mit ein paar Blogartikeln lesen ist es nicht getan!

 

Missbrauch ist ein schreckliches Wort und jeder der so etwas erlebt hat, zuckt innerlich wahrscheinlich zusammen, wenn er mit diesem Wort daran erinnert wird.


Es kostet Mut zu sagen: "Ich wurde missbraucht!" 

Doch ich glaube es ist wichtig, dass zu tun, um die Ketten des Missbrauchs zu sprengen und frei davon zu werden.


Ich habe erlebt, dass ich igendwann sagte: "Hey, ich kann das nicht immer nur verdrängen. Es ist nun mal passiert!"  und ich glaube, dass war auch der erste Schritt, dass Bewegung rein kam.


Über meinen Missbrauch öffentlich auf meinem Internetblog zu schreiben, kostet mich sehr viel Mut. Doch ich möchte es tun, um Dir Hoffnung zu machen, falls Du ähnliches erlebt hast. Hoffnung auf ein besseres Leben!

 

Zu Beginn möchte ich Dir ganz grob meine Geschichte erzählen:

Ich wurde süchtig geboren – meine Mutter hat in der Schwangerschaft getrunken. Sie war keine Alkoholikerin, wie man sich das vielleicht  vorstellt…. besoffen und kotzend auf dem Boden liegend. Sie war eigentlich ganz "normal" – jemand der sie traf hatte nicht den Eindruck, dass sie was gebechert hatte. Sie hatte immer einen gewissen Alkspiegel. Meine Mutter war seit meiner Geburt an überfordert mit mir – meine Schwester zog deshalb zur Oma. Ich glaube meine Mutter sah mich das erste Mal mit zwei Wochen – sie wollte mich nicht sehen, warum auch immer. Noch dazu war ich in einem anderen Krankenhaus.

Meine frühe Kindheit verlief ganz ok. Als ich in die Schule kam spitzte sich das Ganze zu. Nachts bekam sie öfter Wutanfälle. Sie schrie all mögliches Zeug und rannte dann wie im Wahn in mein Zimmer und verkloppte mich.


Ich ging jeden Abend mit Angst in mein Bett. Würde sie wieder kommen und auf mich einschlagen? Würde ich aufwachen und denken, dass alles war nur ein schlechter Traum, bis ich realisierte das es doch keiner war??

 

Ich wurde nicht sexuell missbraucht und doch lebte ich in einem Gefängnis, in dem meine Mutter Wärterin und Richterin zugleich war. "Emotionaler Missbrauch" – nennen das Fachleute. Die Mutter hatte die Hosen an. Auch meinen Vater schlug sie. Die Ehe zwischen meinen Eltern war Knechtschaft, keine Liebe.


Ich litt auch unter Mangelernährung und so wurde das Jugendamt auf mich aufmerksam. Lange Zeit kam "Frau Jugendamt" einmal wöchentlich zu uns nach Hause. Aber eine Stunde auf Besuch mit Käffchen trinken, was hat das mit dem "normalen" Leben zu tun??

Ich war völlig verängstigt und brachte kein Wort raus. Meine Mutter tat auf heile Welt. Ihre größte Sorge bestand darin, zu hoffen das keiner der Nachbarn, die "Tante Jugendamt" in und aus unserem Haus marschieren sah…. mit ihrem Köfferchen in der Hand, in dem sie meine "Akte" transportierte.  Darin machte sich sich immer wie wild Notizen… da blieb keine Zeit auf mich genauer einzugehen.

Mit dreizehn war meine Kindheit schlagartig vorbei. Ich haute nach einer größeren Eskalation von daheim ab. Wenn die Bullen mich schnappten, ging es zum Kinder- und Jugendnotdienst, anschließend ins Heim, dort haute ich wieder ab, ich hing auf der Straße rum. Ich nahm Drogen, um die ganze Scheiße auszuhalten, mal abzuschalten.

Ist das der ganz "normale" Lauf einer missbrauchten Kindheit?


Doch egal wie kacke das damals auch war …. heute bin ich raus aus diesem Knast! Das Genialste, Größte und Beste, was mir im Leben passieren konnte war, dass ich Gott kennenlernte. Ich konnte spürte wie er meine tiefen Wunden mit seiner Liebe öffnete, heilte und schloss.


Natürlich prägt Missbrauch immer. Die Erinnerungen werden bleiben. Und ein Stück weit spielen sie auch heute noch in meinem Leben und meinen Beziehungen eine Rolle. Wenn mal wieder etwas "hoch" kommt, dann geh ich zu Gott damit. Der Missbrauch hat mich nicht mehr in der Hand. Denn Jesus hat diese Fesseln, diesen Knast, geöffnet!
 

Ich vermute viele Menschen haben sich daran gewöhnt; sie denken vielleicht: "Ja – ich wurde missbraucht. Scheiße… deshalb ist mein Leben eben total verkorkst – kann ich halt auch nichts dafür!"


Klar kannste nix dafür, aber was dagegen!!


Jesus geht irgendwann mal zu einem kranken Mann, der hat 38 Jahre lang schon ne schwere Krankheit!! Und weißt Du was er ihn fragt??

"Als Jesus ihn sah und erfuhr, wie lange er schon krank war, fragte er ihn: »Willst du gesund werden?«" – Johannes 5, 6 NLB


Und genau das, fragt er auch Dich! Hast Du gelernt zu leben wie Du lebst und willst genauso weitermachen?

Oder willst Du davon frei werden und Jesus an Deine Wunden ranlassen? 

Das macht nichts ungeschehen und der Weg zur Heilung ist oft lang und mühsam, aber es ist ein Weg der sich zu gehen lohnt!
 


Alles Gute für Dich und sei fett gesegnet
Deine Mandy

 


Meine Lebensstory kannst Du auch hier hören:

 


Foto: JensKühnemund/pixelio.de

 


Wer schreibt diesen Blog und warum? – Das erfährst Du, wenn Du HIER klickst
Kann ich Dich und Deine Blog-Arbeit unterstützen? Ja, dass ist möglich, dazu HIER klicken. Ich danke Dir von Herzen!

Dieser Beitrag wurde am 2. März 2011 veröffentlicht.

12 Gedanken zu „„Ich wurde missbraucht!“ Teil 1

  1. Pongaudet

    Ich arbeite als Krankenpfleger auf einer akutpsychiatrischen Station. Habe noch keine statistische Erhebung gemacht, aber nach grober Einschätzung sind mindestens ein Drittel aller Patientinnen missbraucht worden.
    Danke für Deinen Artikel und den Hinweis auf psychologische Hilfe. Seelsorge ist auch wichtig, da es wenige Psychologen bzw. Psychotherapeuten mit christlichem Hintergrund gibt. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber auch, dass es zu viele Seelsorger ohne psychotherapeutischen Hintergrund gibt. Und dass da Unfug angerichtet werden kann. Zudem gibt es leider auch geistlichen Missbrauch, den ich auch oft genug beobachten konnte und teilweise erst zu spät erkannt habe.
    Danke auch für Deine Arbeit. Gott segne(t) Dich

    Antworten
    1. Mandy Artikelautor

      Respekt mein Lieber! Ich war da mal für nen paar Wochen auf Praktikum… da musste selbst aufpassen nicht irgendwann nen "Hasch mich" zu kriegen. Missbraucht werden kann man halt überall…. ein Elend und fähige Therapeuten zu finden, die möglichst die Kasse auch zahlt ist anscheinend auch nicht einfach.

      Antworten
  2. Deborah

    Klar kannste nix dafür, aber was dagegen!!
    Das ist die genialste Antwort…..man kann etwas dagegen machen.

    Antworten
  3. Susanne

    Liebe Mandy! Es ist super, dass du am Anfang darauf hingewiesen hast, dass du deine Gedanken dazu schreibst und den Rat gibst therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist gut, dass du dich mit diesem Thema auseinandersetzt, weil es ein Thema ist, dass so extreme Wunden schlagen kann. Be blessed, Susanne

    Antworten
  4. Heinz

    emotionalen Missbrauch habe och auch erlebt. Ersatz "mann" meiner Mutter, obwohl sie verheiratet ist / war. Wichtig für mich war, als es mir deutlich wurde, mich emotional von ihr zu trennen. Mir selbst laut zu sagen: ich bin ein eigenständiger Mann, selbst verantwortlich für mich und mein Leben, meine Familie.

    Antworten
  5. Gabriele

    Ich bin jetzt 50 Jahre, habe viele Therapien hinter mir, aber nur der glaube hat mich dahin geführt, das ich vergeben kann, und das ich verstehen kann, warum die Täter so waren, wie sie waren. eigentlich bin ich traurig, das sie so fehlgeleitet waren, sie tun mir sehr leid. Mein Leben war dadurch ziemlich verkorkst, habe viele Fehler gemacht, aber irgendwie hat mich das auch stark gemacht und ich bin dadurch mitfühlend geworden. Ich lehn mich mal weit aus dem Fenster und sage, das Jesus das durchgehen lies, damit ich so werde wie ich bin, aber er war immer bei mir, hat mich nicht fallen gelassen, hat mir drei Kinder geschenkt, damit ich mich nicht selbst töte. Alles war sehr schwierig, aber ich wurde in den schwierigsten Zeiten getragen, siehe das Gedicht , Spuren im sand. Ich bin dafür sehr dankbar. Ich danke jeden Tag, das es mir gutgeht, zu essen und trinken habe, ein dach über dem Kopf und Menschen, die mich lieben. Und besonders, das ich mich wieder intensiv auf Jesus einlasse.

    Antworten
  6. Sr. Barbara

    Danke, Mandy, für Deinen Mut! Gott segne Dich!
    Gabriele, ja, das frage ich mich auch manchmal, warum Gott das ein oder andere zulässt. Warum er mich in eine falsche Richtung laufen lässt – gut, das kann ich noch verstehen. Aber wieso mir schlimmes angetan wird (wobei ich nichts vergleichbares erlebt habe wie du), das kann ich nicht verstehen. Da kann ich nur vertrauen, dass ich später einmal den Sinn erkennen werde. Bisher habe ich das immer wieder erlebt. Auch  Dir danke für dieses Zeugnis.

    Antworten
  7. Viola

    Hi Mandy,
    wow, der Eintrag ist echt super, danke dafür! Und für deinen Mut, deine Geschichte zu erzählen. Das ist ja nicht leicht, aber ich denke damit machst du vielen Menschen Mut, denen auch Missbrauch auf irgendeine Art und Weise widerfahren ist. Ich bin schon sehr gespannt auf deine weiteren Blogeinträge zum Thema missbrauch.
    Liebe Grüße und Gott segne dich!
    Viola

    Antworten
  8. Kornelia Busch

    Hallo, ich selbst bin mehrfach missbraucht und in merhfacher Hinsicht traumatisiert worden. Seit wenigen Jahren kann ich trotz der schweren Traumata ein erfülltes Leben leben. Über zwanzig mal war ich in der Klappse und habe dort wahrhaftig nicht nur Anteilnahme und HIlfe erlebt. Ohne psychiatrische Hilfe wäre es dennoch nie zu schaffen gewesen. Das schlimmste war immer der Selbsthass, den ich durch ein gigantisches Wunder knall auf fall abwerfen konnte. In meinem Buch "Krank im Kopf" habe ich meine schweren Erelbnisse und die meiner Mitpatienten aufgearbeitet. Den größten Anteil an meiner "Heilung" hat Gott! Viele Christen haben mich verachtet und aus einer Gemeinde bin ich sogar rausgeworfen worden. Gott hat alle Vorurteile von anderen Christen, die Verachtung der Normalos gegenüber Psychos und meinen eigenen Selbsthass überwunden. Darum möchte ich allen Mut machen, an das Unmögliche zu glauben und es bei unserem gigantischen Gott auch einzufordern. Wer mehr darüber erfahren will, kann sich bei mir melden. There is hope! Konni

    Antworten
  9. Theresa

    Ich finde es schade das es auf dieser Welt so viel Missbrauch gibt. Ich bin Gott unendlich dankbar dafür, das ich nicht missbraucht wurde und werde. Ich bin ihm aber auch dankbar dafür, dass er den Menschen wieder Kraft gibt, wieder ins Leben zu treten und ihnen das Gefühl zu geben, dass er immer bei ihnen ist. Manchmal frage ich mich, wie viel Kraft er haben musss. Auch wenn man alle Kraft der Welt hat, alles ist irgendwann ausgeschöpft, diese Kraft Gottes scheinbar nicht.
    Ich habe mal einen Text gelesen, der mich beeindruckt hat:
    "
    Spuren im Sand
    Eines Nachts hatte ich einen Traum:
    Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
    Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
    Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
    Und jedesmal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
    meine eigene und die meines Herrn.
    Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen
    war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte,
    daß an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur
    zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten
    Zeiten meines Lebens.
    Besorgt fragte ich den Herrn:
    "Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du
    mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein.
    Aber jetzt entdecke ich, daß in den schwersten Zeiten
    meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
    Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am
    meisten brauchte?"
    Da antwortete er:
    "Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie
    allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
    Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,
    da habe ich dich getragen." "
    Ich glaube, dieser Text trifft ziehmlich gut, was einige erleben und erlebt haben!
    All denen wünsche ich einen starken glauben an Gott, er trägt euch, wenn ihr ihn braucht, er ist IMMER da, hört Dir IMMER zu, nimmt sich SOFORT die Zeit für Dich und will IMMER das Beste für Dich!!
    Ich helfe viel bei uns im CVJM, wo wir einen tollen Spruch haben:
    "Mit Jesus Christus mutig voran"   
    Theresa

    Antworten

Hinterlasse eine Antworte für Sr. Barbara Cancel Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.