Eine Geschichte: „Auf die Vision kommt’s an!“

Ich habe in dem Buch "Sinnvoll leben" von Alfried Längle eine tolle Geschichte entdeckt, die ich Dir gern weiter erzählen möchte.


Auf die Vision kommt's an

Tief im Mittelalter ging ein Mann auf einer verstaubten Straße seines Weges. Wo immer er auf Menschen stieß, blieb er stehen und fragte sie, was sie arbeiteten und für wen sie es taten. Denn seit geraumer Zeit wusste er um sein Leben nicht mehr Bescheid, wusste nicht mehr, was er tun sollte und wofür. Des Nachsinnens müde, war er ausgezogen, um von anderen Menschen zu hören, was sie bewegte. Auf diese Art wollte er in Erfahrung bringen, was ihm verloren gegangen war. Da stieß er auf einen Mann, der am Wegrand saß und ganz gebückt auf einen Stein einschlug.

Der Wanderer blieb stehen und schaute ihm lange zu. Da er seine Tätigkeit nicht verstand, fragte er ihn: "Freund, lange schon schaue ich
dir zu, wie du auf diesen Stein einschlägst. Allein es mangelt mir an Verständnis. Freund, kannst du mir, einem Fremden und deines Handwerks Unkundigen, verraten, was du da machst?"
Ohne in seiner Tätigkeit
innezuhalten, murmelte der Mann missmutig in seinen Bart: "Du siehst alles. Ich behaue einen Stein."

Mit trüben Gedanken zog der Mann weiter. "Was ist das für ein Leben", dachte er bei sich, "die ganze Zeit Steine zu behauen?"
Da seine
Verwirrung nun noch größer war, betrachtete er es als ein Glück, als er wenig später wieder einen Mann da sitzen sah, der emsig auf einen Stein einschlug, in der gleichen Art wie zuvor der andere Mann. Auf ihn ging der Wanderer zu und fragte ihn sogleich: "Freund, wozu schlägst du auf diesen Stein?" - Der Mann, etwas erschrocken von der unerwarteten Frage, antwortete nach einigem Zögern: "Siehst du nicht, Fremder, ich mache Ecksteine!"

Betroffen ob seiner Unwissenheit setzte der Wanderer seinen Weg fort. Die Verzweiflung in ihm wuchs, denn er konnte sich nicht abfinden mit dem, was er gesehen hatte. Sollte das ganze Glück des Lebens darin bestehen, Steine zu behauen oder Ecksteine zu machen?
In der Sorge
seines Herzens versunken, hätte er beinahe übersehen, dass er wieder an einem Mann vorbeigekommen war. Auch dieser saß am staubigen Wegrand und schlug auf einen Stein ein, nach der Art, wie die beiden anderen Männer.
Der Wanderer blieb stehen und prüfte voller Staunen, was dieser Mann tat. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass auch dieser Mann mit
derselben Fertigkeit wieder auf einen Stein einschlug, ging er langsam auf ihn zu und richtete seine Rede, die er nicht weiter zurückhalten
konnte, an ihn und fragte: "Freund, sag mir: Was ist deine Tätigkeit? Behaust auch du nur Steine, oder machst du gar Ecksteine?" -

"Nein, Fremder", antwortete der Mann und wischte sich den Schweiß von der Stirn, "siehst du denn nicht? Ich baue eine Kathedrale!"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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Dieser Beitrag wurde am 20. Februar 2011 veröffentlicht.

6 Gedanken zu „Eine Geschichte: „Auf die Vision kommt’s an!“

  1. Deborah

    Alte, aber immer wieder wichtige Geschichte….es gibt ein altes Lied dazu: Lass mir das Ziel vor Augen blieben…von Helga Winkel und beruht auf einer Bibelstelle, wo Abraham das zu Gott sagt…
    http://www.myvideo.de/watch/5731309/Lass_mir_Ziel_vor_Augen_bleiben
    .
    Im Alltag praktisch, Beispiel::
    Wir hatten eine Personalschulung und der Referent  sprach über die Kunst der Beschwerdeannahme….und er schaffte es, unseren Blick zu öffnen und unsere Füße auf weiten Raum zu stellen, indem er uns vom sich persönlich angegeriffen Fühlen bei Gemecker dahin brachte, uns als Vertreter einer grösseren Einheit, nämlich unseres Betriebes, zu sehen. Somit blieb das Ziel: unseren Betrieb entsprechend nach aussen zu vertreten vor Augen und die persönliche Verletzlichkeitsfalle wurde ausgehebelt.
    Jep….ich habe das jetzt mal bewusst gebibelt ausgedrückt, damit die Verbindung zwischen Bibelwort und Alltag rüberkommt.
     
     

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  2. elisa

    Zusammenhänge erkennen. Ist schon gut. Zusammenhängend leben, besser!
    Nach der Peinlichkeit des Moderators in der Vorstellung spricht Murray einfach. Nachher fragt jemand Murray, wie konntest du die Peinlichkeit aushalten? Du hast vorher auf einen Zettel geschaut. Was steht da drauf? Murray sagt: Ich hab für solche Fälle des Lebens Leitlinien;
    1. Ich bin in dieser Lage, weil Gott das Zulässt.
    2. Ich bin in dieser Lage unter Gottes Schutz.
    3. Ich bin in dieser Lage in Gottes Schule.
    4. Ich bin in dieser Lage, so lange ER will. Das hat gereicht!
    Damit kann ich es aushalten

    GRANDDAME

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  4. Bilger Margreth

    Die Geschichte gefällt mir seeeeeeeeehhr gut, habe ich schon mal gehört, und daher im Internet gesucht und fündig geworden worüber ich dankbar bin!!!!!!! Voll Sinn! Wir „müssen“ uns nach Größerem ausrichten innerhalb der Kleinen Dingen im Alltag!

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