Sabine Ball – umringt von hundert grölenden Punks

Ausschnitte aus "Begegnungen und Erinnerungen" von Sabine Ball (*1925 – †2009)

"Sabine Ball bleibt bei einer Gruppe Punks stehen. Sie reden miteinander. Einem jungen Mann mit Irokesenschnitt klopft sie behutsam auf die Schulter. Sanft streicheln ihre alten Hände über kalte Nieten. "Ich war selbst mal ganz unten", sagt Sabine Ball über sich, "darum kann ich sie verstehen. Ja, ich liebe sie."


Was ist das für eine Frau?

Sie war Kriegsflüchtling, Millionärin, High-Society-Lady und Hippie-Mutter. Ihr Herz schlug für Jesus, sie liebte ihn und sie lebte seine Liebe bedingungslos, in dem sie sich – auch noch als ältere Frau –  um Straßenkids kümmerte.

Ich war selbst Punk, habe Sabine kurz kennengelernt, sie hat damals für mich gebetet – mich berührt ihre Geschichte. Sie war eine Frau der Tat, redete nicht nur, sondern handelte!

Sabine scheute sich nicht auch Nachts vor Klubs und Diskotheken zu gehen und den Menschen von Jesus  zu erzählen.


"Vor einem anderen Lokal stand eine Traube Menschen. Bei ihnen ging es hoch her. Als ich eben vorbei ging, flogen die ersten Fäuste. Ich wurde kurz angerempelt, sonst passierte mir nichts. In solchen Momenten spüre ich, dass Gott mich schützt. Es ist, als ob die Liebe, die ich durch ihn für die Menschen empfinde, einen Panzer um mich legt und Gefahren abhält. Selbst wenn mich Punks bewusst provozieren oder anpöbeln, was ich "alte Frau" hier verloren hätte, oder mich in zynischer Herablassung belächeln, kann ich gelassen bleiben. Das ist Gottes Kraft."

[…]

"Ein Junger Punker torkelte auf mich zu. Über den Ohren war sein Schädel kahl rasiert. Vom Nacken bis zur Stirn zierte ein breites Lockenband seinen Kopf. Rot schloss an Blau an, neben grünen Locken leuchteten gelbe. Die Hose des Jungen, den ich auf fünfzehn schätze, war zerrissen. Die roten Schnürsenkel in den schwarzen Lederstiefeln hingen lose herunter, seine Jeansjacke war mit zahllosen kleinen Ansteckern gespickt. In seiner rechten Hand hielt der Junge eine Flasche. Es war mit Sicherheit nicht seine erste heute Abend. Während seine Füße auf dem Gehweg mühsam nach festen Boden suchten, sprudelten aus seinem Mund überdehnte Vokale: "Du siehst aus wie meine Oma. Ich hatte meine Oma so lieb."
Dicht neben uns wurde es laut. Etwa fünfzig Punks standen eng gedrängt beieinander. (…)

Der Junge sagte mir, dass er Hermann heiße. Weil er Mühe hatte, aufrecht zu stehen, setzen wir uns auf eine kleine Mauer. Ich brauchte kaum fragen, Hermann erzählte ganz von allein. Seine Mutter Alkoholikerin, sein Bruder ein Nazischwein. Seine Oma sei seit zwei Jahren tot. Sie habe sehr oft gebetet, sagte er. Sie sei besonders gläubig gewesen. Er selbst sei auch fromm. "Ich bin gläubig. Ich bin sehr gläubig.", versicherte er immer wieder. Als er die Hand mit der Flasche hob, um das Gesagte zu unterstreichen, verlor er das Gleichgewicht, rutschte von der Mauer und lag rücklings auf dem Fußweg. Die Umstehenden johlten. Hermann mühte sich, die Kontrolle über seine widerspenstigen Gliedmaßen zurückzugewinnen.

Als er wieder neben mir saß, sah ich seine schönen Augen und das jungenhafte Gesicht an. Es passte so wenig zu seiner Kleidung und Frisur. Es war nicht schwer, ihn gern zu haben. Nachdem wir eine Weile über dies und das geredet hatten, fragte ich ihn, ob ich für ihn beten dürfe. "Ja", sagte er gedehnt. Ich nahm ihn in den Arm. "Gütiger Gott", begann ich. "ich danke dir das ich heute Hermann getroffen habe. Er ist so ein wertvoller Mensch.

Danke, dass du ihn liebst und er durch seine Oma schon von dir erfahren hat. Ich bitte dich für Hermann. Zeige ihm in seinem Leben den Weg, der gut für ihn ist. Segne ihn, Herr, und gib bitte, dass er dich richtig kennenlernt und dir eines Tages nachfolgt. Amen." Dann redete Hermann mit Gott, wie er zuvor auch mit mir geredet hatte. Seine Worte wurden immer klarer, je länger er sprach. Er dankte Gott dafür, einen Menschen getroffen zu haben, der ihn verstand und akzeptierte, und bat um Gottes Segen. Tränen ließen Hermanns Augen glänzen. Sie schienen heller und klarer als zuvor.

Wir umarmten uns – eine 82 jährige Oma und ein 15 jähriger Junge umringt von hundert grölenden Punks."
 



Wenn es nur mehr von Menschen wie Sabine gebe!  


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Dieser Beitrag wurde am 14. Dezember 2009 veröffentlicht.

9 Gedanken zu „Sabine Ball – umringt von hundert grölenden Punks

  1. Liane

    Finde die Frau ist voll von Jesus durchdrungen gewesen, habe schon bei Martin auf seinem Blog davon gelesen. Ich kannte sie vorher gar nicht und ich freue mich sehr darauf im Himmel ihre Bekanntschaft zu machen. Hab das Buch von ihr schon auf meiner Buch Kaufliste stehn. Finde es echt toll das du das nochmal gepostet hast, damit es nicht zu schnell in vergessenheit gerät.

    Gruß Liane

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  2. traudi

    Ein Herz das selber gelitten hat, kann sich auch in das Leid der anderen rein finden. Gerade jungen Menschen muß immer wider gezeigt werden, dass es noch Wege gibt zu einem erfülltem Leben. Manchmal muß auch der eigene Bock durchbrochen werden. Das ist Gottes Gabe den "Zeitpunkt " zu treffen um Gottes Wort berührend an den "Suchenden" zu reichen. Das hat Gabi Ball mit ihrer Lebenserfahrung.
    Gottes reichen Segen die hier Segen verbreiten !

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  3. Gina

    Hey Mandy,
    ich wollte dir nur aufzeigen, dass hier in diesem Artikel deine Zitat Felder leer sind. 😉 Vielleicht solltest du das mal ausbessern *kicher* :P

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  4. Claudia

    Ich hab ihr Buch gelesen und war soooo beeindruckt. Tolle Frau mit einem Herzen für junge Menschen, kaum zu begreifen. Sie ist echt ein Vorbild für mich.

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