Denkst Du viel darüber nach, was andere über Dich denken?
Ich gebe zu, damit ein Problem zu haben. Zumindest was meine Erkrankung Epilepsie betrifft.
Was denken wohl die anderen, wenn sie mich zappelnd am Boden liegen sehen? Ich muss mich immer wieder neu am Riemen reißen, mich nicht in meine eigene kleine Welt zurückzuziehen und wie ein Einsiedlerkrebs soziale Kontakte zu meiden. Denn ich will Teil der Gesellschaft sein und keine (selbst) Ausgestoßene.
Große Anfälle habe ich dank der Medikamente deutlich weniger, allerdings leide ich auch unter meist mehrfach täglich auftretenden Absencen. Das sind Bewusstseinspausen von ca. 10 – 45 Sekunden. Ich falle dabei nur eher selten hin, sondern verharre einfach plötzlich in meiner aktuellen Bewegung. Vermutlich sehe ich dann ein bisschen aus wie Lots Frau, die zur Salzsäule erstarrte. Ich nenne es liebevoll "resetten" – mein Hirn fährt runter und anschließend wieder hoch. Neustart. Christoph, der von der Sendung mit der Maus, würde sagen: "Klingt komisch, ist aber so!"
Mir ist diese ganze Angelegenheit peinlich und es kostet mich daher auch etwas Überwindung, öffentlich darüber zu schreiben. Die meisten Menschen wissen recht wenig über Epilepsie. Da sollte ich auch mal einen Beitrag drüber schreiben. Denn schließlich funktioniert Aufklärung nur, wenn einer über seinen Schatten hüpft und Erfahrungen weitergibt. Mit Epilepsie verbinden Menschen oft: "Da liegt einer am Boden, hat Schaum vorm Mund und zittert wie blöd!" – das ist ein Grandmal Anfall. Doch es gibt viele unterschiedliche Anfallsarten – längst nicht jeder Epileptiker hat Grandmal Anfälle.
Lange Rede, kurzer Sinn: "Was denken nur die Leute, wenn sie mich so sehen?"
Vor einigen Tagen bekam ich eine Absence auf dem Gehweg einer Einkaufsstraße. Da stand ich also bewegungslos und nicht ansprechbar im Weg rum. Grund genug für einen aufmerksamen Passanten, rasch die 112 zu wählen. Und nicht zu vergessen, dabei auch die zwei Codewörter "Nicht ansprechbar" zu verwenden. Da rückt dann nicht nur der Rettungswagen mit zwei Sanitätern an Bord aus, sondern der Notarzt gesellt sich gleich mit dazu. Tatütata, die Männer und Frauen mit den roten Jacken sind da. Die Mandy in ihrer grünen Jacke ist mittlerweile auch schon "wieder da". Naja, und dann steh ich bzw. sitze da (man hat Zweifel, ob ich nicht doch noch gleich reglos umfalle) und beantworte brav die immer wieder gestellten Standardfragen: "Ist bei Ihnen Epilepsie bekannt?", "Wann war denn der erste Anfall?", "Nehmen Sie Medikamente?", "Welche?", "Wieviel davon?" usw. usf.