Archiv für den Monat: Dezember 2018

Die Geschichte vom Nikolaus

Vor ziemlich langer Zeit lebte in der reichen Stadt Patara (ehem. Lykien, heute Türkei) ein Junge, der Nikolaus hieß. Die Eltern von Nikolaus starben durch schwere Krankheit schon früh. Ihr Sohn erbte dadurch sehr viel: Gold, Silber, Edelsteine, Schlösser, Paläste, Ländereien und auch viele Angestellte, die sich um sämtliches Zeug kümmerten. Auch Schafe, Pferde, Esel und noch ein paar andere Tiere gehörten jetzt ihm.

Nikolaus war dennoch sehr traurig und konnte sich über seinen Reichtum nicht freuen. Deshalb wollten ihn seine Angestellten aufmuntern. Der Hofmeister zeigte ihm seine Schlösser und Paläste. Der Stallmeister wollte mit Nikolaus auf den schönsten Pferden durch alle möglichen Länder reiten. Der Küchenmeister meinte, er könne doch für alle reichen Kinder der Stadt ein köstliches Essen zubereiten. Doch Nikolaus wollte von all dem nichts wissen, seine Traurigkeit wurde immer schlimmer. Auch seine Tiere spürten deutlich, dass er unendlich traurig war. Alles war so trostlos … 

Nikolaus


Vom vielen Weinen war Nikolaus ganz erschöpft und müde. Als er eines Abends ins Bett ging und dabei ungeschickterweise mit seinem Fuß einen Tonkrug umstieß, in dem viele Schriftrollen steckten, fielen diese dadurch heraus und er las auf einer dieser Rollen:  
 

"Da war ein reicher Mann, der lebte glücklich und zufrieden. Da war aber auch ein armer Mann, der lag hungernd vor seiner Tür und wollte doch nur die Essensreste des Reichen, die vom Tische fielen. Doch der Reiche war egoistisch und gab nichts ab. Als der Arme starb, wurde er von den Engeln in den Himmel getragen. Auch der Reiche starb. Doch es kamen keine Engel, um ihn zu holen".  


"Irgendwie bin ich doch wie der reiche Mann in der Geschichte … " dachte sich Nikolaus. "Ich bin gut angezogen, führe ein ziemlich fettes Leben, hab Geld ohne Ende. Doch mit den Obdachlosen vorm Stadttor habe ich nichts zu tun. Doch morgen werde ich mein Leben ändern! Ich will früh aufstehen, um mich da draußen mal umzusehen!" 

Gesagt – getan! Am nächsten Morgen schlich sich Nikolaus aus seinem Palast. Draußen vorm Stadttor fand er die Ärmsten der Stadt, zerlumpt, runtergekommen, krank und elend. Als diese Menschen Nikolaus sahen, streckten sie ihm die Hände entgegen. Nikolaus wollte in die Tasche greifen, doch an seiner schicken Kleidung waren gar keine Taschen. 

Er zögerte nicht lang, nahm seine Goldkette vom Hals, zog sich den Ring vom Finger und gab ihnen den wertvollen Schmuck. Danach schlüpfte Nikolaus aus seinen selbstgeschneiderten Klamotten und verschenkte auch noch seine Kleidung.


Obwohl ihm äußerlich kalt wurde, wurde ihm innerlich warm ums Herz. Glücklich ging er nach Hause. Er war kein trauriger Junge mehr, er war endlich wieder fröhlich.  


Am nächsten Tag beauftragte Nikolaus seinen Hofschneider mit der Aufgabe, auf seine Kleider große Taschen zu nähen. Er zog dann einen großen, weiten, roten Mantel an und spazierte am Abend durch den Garten. Er füllte seine Taschen mit Nüssen, Äpfeln und Mandarinen. Erneut schlich er sich aus dem Palast, ging zu den Armen und verteilte alles. So beschenkte Nikolaus nun fast jeden Tag die Armen der Stadt und vorbei war's mit der andauernden Traurigkeit.  :-)

Als Nikolaus zwölf Jahre alt wurde, besuchte er eine Schule, die weit von seinen Palästen entfernt lag. Berühmte Lehrer unterrichteten ihn und er lernte auch einiges aus der Bibel. Wo er Not und Elend sah, gab er mit vollen Händen. Er machte das immer im Verborgenen. Als er einmal zum Gottesdienst in die Kirche ging, wurde vorgelesen, was Jesus zu einem reichen Typen gesagt hatte: "Willst du zu mir gehören, so verschenke alles, was dir gehört, an die Armen".


Über diese Worte hatte Nikolaus oft nachgedacht. Nun ließen sie ihn nicht mehr los. Er rief den Haushofmeister und befahl ihm, all sein Geld und all seinen Reichtum an die Armen zu verteilen. Denn er wollte sich aufmachen ins Heilige Land, wo Jesus gelebt hatte. Nikolaus litt auf der Pilgerfahrt dorthin oft große, unvorstellbare Not. Er wurde verletzt, er hatte kaum was zu Essen und zu Trinken. Bei allem Hunger blieb er aber immer fröhlich. Er zog durchs Land und wurde Prediger. Den Kindern erzählte er Geschichten aus der Bibel.  


Eines Tages kehrte er in seine Heimat zurück. In Myra war einige Zeit davor der alte Bischof gestorben. Als die Leute Nikolaus sahen, fragten sie ihn, wer er sei. "Ich bin Nikolaus, ein Diener von Jesus", antwortete er. Die Leute führten Nikolaus in die Kirche und ernannten ihn zum Bischof. Als er wieder rauskam, sah Nikolaus einen alten, grauen Esel vor der Tür angebunden. Von da an wurde der Esel sein treuer Begleiter. Nikolaus sorgte für die Gläubigen wie ein Hirte für seine Schafe.

In Zeiten der Not predigte er den Christen an einsamen Orten und stärkte sie im Glauben. Immer wieder zog er seinen Bischofsmantel an und nahm den Hirtenstab in die Hand. Auf seinen Esel packte er einen schweren Sack, der war mit leckeren Nüssen, Mandarinen, Äpfeln und Honigkuchen gefüllt. So zog er durch die Straßen und verteilte all diese Geschenke an Obdachlose und Kinder.


Diese Tradition hielt Nikolaus bis ins hohe Alter bei. 

 


Bischof Nikolaus starb am 6. Dezember 352.  Der Nikolaustag wird noch heute zum Andenken an Bischof Nikolaus gefeiert und kündigt als Vorbote das Weihnachtsfest an. 

Dieser Beitrag wurde am 5. Dezember 2018 veröffentlicht.