Warum ist echtes Zuhören nur so schwer?

Ein Reisezirkus in Dänemark gerät in Brand. Der Direktor schickt daraufhin den Clown, der schon zur Vorstellung umgezogen ist, in das benachbarte Dorf, um Hilfe zu holen, da die Gefahr besteht, dass über die abgeernteten und ausgetrockneten Felder das Feuer auch auf das Dorf übergreifen wird. Der Clown eilt in das Dorf und bittet die Bewohner, sie mögen schnellstens zu dem brennenden Zirkus kommen und löschen helfen. Aber die Dörfler halten das Geschrei des Clowns lediglich für einen gelungenen Werbetrick, um sie möglichst zahlreich in die Vorstellung zu locken; sie applaudieren und halten sich die Bäuche vor Lachen. Dem Clown ist gar nicht zum Lachen zumute. Er möchte weinen und er versucht vergebens den Dörflern klarzumachen, dass dies keine Verstellung sei und auch kein Trick ist, sondern bitterer Ernst. Sein Flehen steigert das Gelächter nur und man ist sich einig: Dieser Clown spielt seine Rolle wirklich gut! Dann geschieht, was geschehen muss: Das Feuer greift tatsächlich auf das Dorf über und jede Hilfe kommt zu spät, so dass Dorf und Zirkus gleichermaßen verbrennen. (Gleichnis von Søren Kierkegaard, zitiert nach J. Ratzinger)


Echtes Zuhören ist eine Herausforderung!

Denn wir Menschen hören gerne das, was wir hören wollen und nicht was wirklich gesagt wird. Wir können wunderbar weg hören oder etwas überhören, aber wirklich hinhören und zuhören ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen. Lasst uns das ändern! 
 

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Zuhören ist eine Form der Nächstenliebe!


Was bedeutet echtes Zuhören?

Ein guter Zuhörer nimmt sein Gegenüber ernst und schenkt ihm Zeit. Er ist geduldig, hält sich zurück, lässt den anderen aussprechen und gibt seinen Senf nicht ungefragt dazu. 

Ein guter Zuhörer hält die Klappe und geht nicht direkt auf Abwehr, nur weil er nicht hören will was gesagt wird oder es seiner eigenen Meinung widerspricht. Auch wenn die Stimmen in ihm immer lauter werden, bleibt er ruhig. Ein guter Zuhörer ​hört geduldig zu, auch wenn etwas gesagt wird, dass ihn nicht interessiert, weil er weiß das es dem anderem wichtig ist. Zuhören ist letzendlich Beziehungsarbeit!


Warum fällt es uns Zuhören so schwer?

Ich glaube viele von uns haben sowas wie Ohren-Burnout. Das Radio weckt uns mit den "größten Hits der 80er, 90er und von heute!", der Fernseher dudelt während der Hausarbeit im Hintergrund, wir haben Kopfhörer in den Ohren, selbst im Fahrstuhl hören wir Musik und beim Einkaufen werden wir mit den neusten Sonderangeboten beschallt. 

Unsere Ohren sind völlig erschöpft. Ist doch logisch, dass Zuhören dann schwerfällt! Wenn ich den ganzen Tag joggen würde und meine Beine Abends noch Gewichte stemmen müssten … na Prost Mahlzeit!  


Außerdem ist es unsere Gesellschaft, die es manchmal unmöglich macht zuzuhören!

Da hätten wir unser teilweise (!) echt krankes Gesundheitssystem, dass Zuhören oft nicht zulässt: Achte bei Deinem nächsten Arztbesuch mal darauf, ob Dein Arzt Dir wirklich zuhört oder ob er Dich nach 15-20 Sekunden unterbricht. Denn Zeit ist Geld! Das Wartezimmer hockt voller Patienten. Gerade auch die älteren Leute in unseren Seniorenheimen – hört denen jemand zu? Hat der oder die Pflegerin Zeit dafür? 
 

Doch all das sollten keine Ausreden sein, zumindest nicht dort wo wir es ändern können. 

Schalte doch mal ganz bewusst aus, was Dich ablenkt!
Gönne Deinen Ohren genügend Ruhe, damit sie überhaupt Kraft zum zuhören haben!

 

Gott hört Dir zu – der leiht Dir sein Ohr – der kann gar nicht anders!  

Der Theologe Dietrich Bonhoeffer sagte mal: „Wer aber seinem Bruder, seiner Schwester nicht mehr zuhören kann, der wird auch bald Gott nicht mehr zuhören, sondern er wird auch vor Gott immer nur reden.“

Achte mal darauf, ob das bei Dir so ist? Bei mir kommt das schon mal vor und jetzt frage ich Dich: "Warum höre ich Gott nicht?" – Merkste was? Wenn wir nicht zuhören, wird unser Glaube letzendlich eingehen. Denn bereits in der Bibel steht:

"Der Glaube kommt aus dem Hören der Botschaft; und diese gründet sich auf das, was Christus gesagt hat." Römer 10, 17 


Am Ende, so Bonhoeffer weiter, "überlebt nur das geistliche Geschwätz, die pfäffische Herablassung, die in frommen Worten erstickt." […] “Wer nicht lange und geduldig zuhören kann, der wird am Anderen immer vorbeireden und es selbst schließlich gar nicht mehr merken. Wer also denkt seine Zeit sei zu knapp, zu kostbar, zu besonders, als dass er oder sie dem Anderen Zuhören könnte, der wird „nie wirklich Zeit haben für Gott und seine Geschwister, sondern nur immer für sich selbst, für seine eigenen Worte und Pläne.“


Also nimm Dir Zeit zum zuhören, denn sonst behandelst Du Gott und Deinen Nächsten wie den Clown, den keiner ernst nahm. Und das wäre nicht nur gefährlich, sondern äußerst bedauerlich. 😉

 

Alles Liebe und offene Ohren!

Deine Mandy

 

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Dieser Beitrag wurde am 23. August 2017 veröffentlicht.

6 Gedanken zu „Warum ist echtes Zuhören nur so schwer?

  1. Bithya85

    Letztens hat jemand erzählt, dass ihn seine Empathie arrogant macht. Er sagt, er hört gar nicht mehr richtig zu, weil er denkt: „Ich bin ja so empathisch, ich weiß ja eh schon, was du sagen willst.“
    Ich muss ehrlich zugeben, ich weiß, was er meint.

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  2. Lukas Baumann

    Dein Worte fliessen ruhig dahin und sind wie eine warme Quelle, die über meinen Körper fliesst und mich umhüllt. Genau so ist es, wie du schreibst. Ich nehme die Worte mit in ein ganz, ganz schwieriges Gespräch heute. Auch wenn die Stimmen lauter werden in ihm drin, bleibt er ruhig. Ich beherzige es heute Abend. Danke.

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  3. Violetta

    Oder, …

    was mitunter ganz unbewusst geschieht,
    wir hören aufmerksam zu und nach dem 3. Satz rutschen wir in unsere eigene Geschichte rein.

    Aufbauend auf den Inhalt der ersten Worte, die wir aufmerksam gehört haben, schickt uns unser Unterbewusstsein in die Richtung der Wahrnehmung, die unsere eigene Bewertung hinein interpretiert.

    Gezielt dagegen angehen können wir mit Fragen, in denen wir mit eigenen Worten formulieren, was wir glauben, aus dem Gehörten verstanden zu haben.

    So kann uns unser Gesprächspartner Bestätigung oder Klarstellung rückmelden und erkennt unser wahres Interesse an seiner Mitteilung.

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  4. Amsel A350

    Um zuhören zu können, müssen wir unser eigenes Ego nach hinten stellen können. Da wir aber so geprägt sind daß wir für uns selber die allerwichtigsten sein sollen und alle anderen ziemlich weit hinten kommen, wir sind der alleinige Mittelpunkt unserer Welt, kennen wir das Konzept nicht mehr, uns zurückzunehmen und anderen Raum zu geben.

    Beim Zuhören muss man aber auch fähig sein, sich in den anderen hineinzuversetzen.
    Und das kann man bei allen politischen Diskussionen heutzutage feststellen: Das fällt zunehmend schwer, das verlernen die meisten heutzutage!!
    Und zwar nicht nur im rechten Lager, sondern durch alle politischen Lager durch, selbst in der Friedensbewegung. Wenn z.B. Herr Gysi sagt, daß wir keine NATO brauchen weil uns niemand bedroht… äh, es gibt da noch die Polen und die Balten, lieber Herr Gysi…

    Sich in jemanden hineinzuversetzen, sich vorstellen zu können was der andere fühlt, daran mangelt es in unserer heutigen Gesellschaft. Das wird immer mehr zur vergessenen Kunst.

    Um das wieder zu lernen, müssen wir aber wieder neugieirig werden auf unsere Mitmenschen.
    Vielleicht sind wir heutzutage aber auch so vollgeknallt mit allen möglichen Inputs, daß wir von selber nichts mehr wissen wollen.

    Das geht mit allem möglichen Wissen so. Jemand der kurz vor den letzten Prüfungen zum Schweißfachtecniker lag, ärgerte mich mal mit ziemlich pampigen Bemerkungen über das was er zum Thema Auslegung einer Schweißnaht lernen sollte: „Wozu soll ich das lernen? Das macht doch ein Programm!“ Jaja, heutzutage macht die Software alles, man selber will nichts mehr wirklich wissen, will nichts mehr lernen.

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