Man erzählt folgende Geschichte:
Der Amerikaner Dwight L. Moody und Charles Spurgeon, ein Engländer, zwei der großen Prediger des 19. Jahrhunderts, trafen sich einmal in London. Moody bewunderte Spurgeon und hatte sich enthusiastisch auf das Treffen gefreut. Als Spurgeon zur Tür seines Hauses kam, hatte er eine Zigarre in seinem Mund. Moody war entsetzt! Er stammelte: „Wie kannst du, ein Mann Gottes, Zigarre rauchen?“ Spurgeon nahm die Zigarre aus seinem Munde, schmunzelte und legte seinen Finger auf Moodys üppigen Bauch und sagte: „Auf die gleiche Weise wie Du, ein Mann Gottes, so fett sein kannst.
Ich weiß nicht ob diese Geschichte wahr ist. Ich weiß auch nicht, ob Spurgeon Zigarre und Moody die Gabel liebte oder hasste …
Bei einer Sache bin ich mir sicher; wir schauen oft zuerst auf das was andere in unseren Augen falsch machen und sind blind für eigene Schwächen.
Eine Freundin sagte mir kürzlich: "Ich beschütze meinen Mann vor Christen!" – wie traurig.
Ich kann sie verstehen. Leider. Ich erlebe immer wieder Christen, die schnell sind im be- und verurteilen. Auch mich selbst, nehme ich da nicht raus.
Beliebte Themen: Rauchen, Essen, Alkohol, Sex, ob und wie man bestimmte Feiertage und andere Traditionen feiert, welche Filme, Bücher, Musik man sich reinziehen sollte … oder lieber doch nicht … und und und …
Würde Jesus sich diesen oft endlichen Diskussionen hingeben?
Ich glaube kaum. Wahrscheinlich würde er ein weises Gleichnis oder drei schlaue Sätze rauslassen, sich umdrehen und gehen, um seine Zeit nicht mit Detailfragen zu vertrödeln, bei denen ohnehin nie eine einheitliche Antwort gefunden wird.
Es geht mir nicht darum Süchte zu rechtfertigen oder seine Meinungen und Überzeugungen für sich zu behalten – es geht mir viel mehr darum bereit zu sein, eine gewisse Dosis Sensibilität zu entwickeln, um Menschen zu ermutigen ihren Weg mit Jesus zu gehen, anstatt sie abzuurteilen und mit Bibelsprüchen niederzubibeln oder ihnen im krassesten Fall sogar den Glauben abzusprechen.
Ich rauche ab und an. Vor einigen Jahren tat ich das während eines Gottesdienstes. Ich ging vor die Tür und rauchte. Ein Mann kam raus und sagte: "Ich dachte Du wärst Christ??" – "Ähm", ich war kurz perplex … "Ja, ich würde mich so bezeichnen." – "Aha, aber ein Christ raucht nicht!" – "Hm, wie Du siehst, geht das doch?!" – Er schüttelt den Kopf, murmelte noch irgendwas und ging wieder rein. Danach wunderte ich mich, warum er raus gekommen war. Er wollte doch nicht etwa???
Mir ging es damals nicht gut und nun überlege mal, ob mich dieser Mann ermutigt hat oder eher … nicht?
Lieber Blogleser …
Was kannst Du konkret tun, um sensibler zu werden?
Was kannst Du tun, um nicht zum frommen Draufhauer zu mutieren, sondern als Mutmacher zu motivieren?
Lass uns in einem Kommentar an Deinen Gedanken teilhaben. Und denk nicht nur drüber nach 😉
Deine Mandy
"Denn Christus ist gestorben und wieder lebendig geworden, um Herr zu sein über alle, Tote wie Lebende. Warum verurteilst du dann deinen Bruder oder deine Schwester? Und du, warum verachtest du sie? Wir werden alle einmal vor Gott stehen und von ihm gerichtet werden. – Römer 14, 9-10 GN
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deshalb dampfe ich
Liebe Mandy,
dieses moralische Herabsehen auf den Nächsten ist wohl sehr menschlich; ich bin sicher, dass ich es nicht immer bemerke, wenn ich das tue. Aber wenn ich es bemerke, dann grinse ich mich selbst innerlich an und sage mit Lukas 18, 11: „Ich danke Dir, Herr, dass ich nicht so bin wie jener dort!“ 😉
Gottes Segen wünscht Dir
Harald
wir sitzen ja alle im selben boot. nur weil der rest nicht raucht, ist er ja nicht heiliger. das scheinen viele zu vergessen. wir. sitzen. alle. im. selben. boot.
danke mandy!
😉
Ja liebe Claudia , du hast richtig gesagt, wir sitzen alle in einem Boot .
Mir passiert das leider auch viel zu oft.
Du siehst das Verhalten eines Freundes, sei es „sehr ausgelassenes Feiern“, regelmäßiger Konsum von Alkohol, oder das oben erwähnte Rauchen.
Ich persönlich hege nach einem unspektakulären aber einschneidendem Erlebnis eine Abneigung zum Alkoholkonsum. Ich weiß, dass er mir nicht gut tut und deswegen meide ich ihn; Das ist mein eigenes Bild.
Kann ich aber nun mein Selbstbild nicht auf andere projizieren, weil ein Kumpel zum Beispiel regelmäßig Alkohol trinkt, weil es ihm gut schmeckt und sonst keine negativen Intentionen hat, so entsteht automatisch eine gewisse Abneigung gegen diese Person.
Das ist etwas, dass ich so gerne an mir ändern möchte!
Jesus verurteilt zwar die Sünde, den Sünder aber nicht. Außerdem steht es uns doch gar nicht zu, andere Menschen zu verurteilen.
Vielleicht lerne ich ja eines Tages, mit diesem „Problem“ fertig zu werden.
Rauchen ist sinnfrei, teuer und macht krank. Vermutlich wollte er dich nur davor schützen.
Es geht mir nicht um seine Motivation, sondern darum, wie man etwas rüberbringt. Da können wir alle dazu lernen 😉
Hey Mandy,
ich habe die Erfahrung gemacht, dass es voll gut ist die Menschen mit Gottes Augen zu sehen und angefangen dafür zu beten. Was passiert?! Man stört sich nicht mehr an Dingen, die man für sich selbst nicht in Ordnung fände und liebt andere so wie sie gerade sind. Das merkt dann dein Gegenüber auch ganz schnell und ich bin immer wieder erstaunt, wie offen die Leute sind, wenn du ihnen so begegnest….und, welche geniale Gespräche entstehen, die Gott einfädelt, weil er mit Kraft wirkt! Resultat- oft schon haben Leute daraufhin nach einer Weile selbst erkannt, bzw. vom heiligen Geist gezeigt bekommen, was gut, oder nicht gut für sie ist und ihre Lebensweise einfach so geändert. Das kann aber auch nur der heilige Geist machen und kein Mensch mit Überzeugungskraft.
Meine Frage: Woher will ich beurteilen, was für einen anderen Menschen gut oder Schlecht in der jeweiligen Situation ist, wenn ich ihn gar nicht so kenne, wie Gott das tut? Er sieht vieles glaube ich entspannter, als wir glauben.
Mein Tip: Entspannt euch und liebt die Menschen!! 😉
man kann auch von den durch rauchen verstorbenen dazulernen. Einer meiner Brüder und ein Cousin sind beide mit Mitte, bzw. Ende 30 durch die vom rauchen erworbene chronisch obstruktive Bronchitis gestorben.
Das tut mir aufrichtig leid. Helmut Schmidt ist trotz Dauerquarzen an die 100 geworden. Ich möchte ein von Gottes Wesen geprägtes Verhalten über persönliche Befindlichkeiten stellen. In diesem Fall: Liebe statt Kritik.
Hey Lars,
würdest du es auch gut finden, wenn jemand auf Mandy zugehen würde, wenn sie stark übergewichtig wäre und grade Sahnetorte in sich reinschaufelt? Es sterben auch sehr viele Menschen an den Folgen zu fetter und zu süßer Ernährung. Auch genug Christen. — Ich war früher ein sehr “militanter Nichtraucher“ und finde Zigarettenrauch auch heute noch eklig, aber ich habe inzwischen einige Freunde, die rauchen, darunter auch eine, die Jesus lieb hat und ich finde, wenn man als Raucher Rücksicht nimmt auf Nichtraucher, dann is das eine genauso “alltägliche Sünde“ (wenn man jetzt mal den Suchtfaktor beiseite lässt, aber da gibt’s auch noch andere Süchte, die nur nicht so offensichtlich sind wie Porno/Internet/Fernsehsucht) wie vieles andere auch, nur dass man es eben sieht und schnell mit dem Finger draufzeigen kann. Der Gesundheitsfaktor is wie gesagt bei anderen Dingen auch gegeben, aber wie takt- und lieblos fände man das, wenn man jemand so direkt auf sein Essverhalten und sein (Über)Gewicht ansprechen würde.
Liebe Grüße
Squirrel
Danke, Mandy, du sprichst mir aus dem Herzen. Musste da auch selbst viel lernen und mich bei der Nase nehmen. Auch heute noch. Aber ich bin dran… und bin heilfroh, dass Jesus auch mit mir so unendlich gnädig ist. Und mich und jede(n) andere(n) auch genau so liebt, wie er/ sie ist. Das heisst ja nicht, dass wir uns nicht auch verändern düfen 😉