Im Matthäus 5, 7 steht: "Freuen dürfen sich alle, die barmherzig sind – Gott wird auch mit ihnen barmherzig sein."
Auf gut deutsch: "Wie du mir, so ich dir!" = Klingt logisch. Kennen wir. Nix zu meckern. Passt gut ins Weltbild. Doch gilt das auch im Umkehrschluss?? So nach dem Motto: "Heulen dürfen alle, die unbarmherzig sind – Gott wird auch mit ihnen unbarmherzig sein."?
Lies mal das Gleichnis in Matthäus 18, 23-35, da geht es um einen Typen, dem ein Millionenbetrag (!) an Schulden erlassen wird. Der erfährt volle Kanne Gnade! Doch dann weigert er sich, einem anderem eine viel kleinere Schuld zu vergeben! Daraufhin wird ihm die Gnade entzogen; er wird hart bestraft und darf die Kohle bis auf den letzten Cent selbst zurückzahlen! Keine Ahnung, ob er das jemals geschafft hat.
Jesus macht durch dieses Gleichnis klar, was Unbarmherzigkeit bedeutet. Gott machte die Haltung dieses Typen wütend. Er hatte Barmherzigkeit / Gnade empfangen und war nicht bereit, sie an jemand anderen weiterzugeben.
Allerdings – und das ist wichtig zu wissen – ist Gottes Barmherzigkeit größer als unsere Fähigkeit, anderen Menschen gegenüber barmherzig zu sein. Wir können jederzeit zu Gott kommen, wenn wir uns schuldig gemacht haben. (1. Joh. 1,9). Es ist fast zu einfach, um wahr zu sein; doch wenn wir es ehrlich meinen und um Gnade bitten, dann wird Er barmherzig sein und vergeben.
"Er rettete uns, nicht wegen unserer guten Taten, sondern aufgrund Seiner Barmherzigkeit." – Titus 3, 5
Dieser ganze Gott ist voll mit Gnade!
"Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und voll großer Gnade. Er wird uns nicht für immer Vorwürfe machen und nicht ewig zornig sein. Er bestraft uns nicht für unsere Sünden und behandelt uns nicht, wie wir es verdienen. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so groß ist seine Gnade gegenüber denen, die ihn fürchten." – Psalm 103, 8-11
Gott fühlt mit uns Menschen, Er hilft uns immer in Liebe! Wer das erfahren hat, für den sollte es selbstverständlich sein, sich von dieser Barmherzigkeit anstecken zu lassen und sie weiterzugeben!
Wie Barmherzigkeit aussehen kann, sieht man gut im Gleichnis mit dem barmherzigen Samariter – Lukas 10, 30-37. Ein Mann wird halb tot geschlagen und bleibt schwer verletzt am Straßenrand liegen. Der Samariter sieht ihn und kann nicht anderes, als ihm zu helfen. Da steht: "Als er den Mann sah, empfand er tiefes Mitleid mit ihm." – Vers 33 Der Samariter hilft ihm und investiert auch Kohle, obwohl er genau weiß, er wird nichts zurück bekommen. Denn der Mann wurde schließlich ausgeraubt und ist vermutlich ohnehin arm. Es ist ihm auch wurscht, ob der Mann sympathisch ist oder nicht. Denn Juden und Samariter waren nicht gut aufeinander zu sprechen.
Wer wirklich barmherzig ist, dem sind Vorurteile scheiß egal – der hilft!
Falls Du nicht wissen solltest, wie und wo Du Deine Barmherzigkeit ausleben kannst: kein Problem! Jesus hat einige Betätigungsfelder für Dich bzw. Hinweise, wo Deine Hilfe gut gebraucht werden könnte!
"Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig, und ihr gabt mir zu trinken. Ich war ein Fremder, und ihr habt mich in euer Haus eingeladen. Ich war nackt, und ihr habt mich gekleidet. Ich war krank, und ihr habt mich gepflegt. Ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht. […] Ich versichere euch: Was ihr für einen der Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan!" – Im Kontext: Matthäus 25, 34-41
Noch was. Ich will Dich nicht entmutigen, aber nur weil jemand Christ und dicke mit Jesus ist, heißt das nicht automatisch, dass er ein total barmherziger Kerl ist. Nö, schau mal, wie einer der Jünger drauf war. Und der war täglich mit Jesus unterwegs:
"Als die, die bei Jesus waren, begriffen, in welcher Absicht die Männer gekommen waren, fragten sie: »Herr, sollen wir zum Schwert greifen?« Und einer von ihnen ging auch gleich auf den Diener des Hohenpriesters los und schlug ihm das rechte Ohr ab. Aber Jesus rief: »Halt! Hört auf!« Und er berührte das Ohr des Mannes und heilte ihn." – Lukas 22, 49-51
Wer war wohl barmherziger? Der Jünger oder Jesus? … Man muss dem Jünger natürlich zugute halten, dass er seinen Meister verteidigen wollte. Gerade in Situationen, wenn Gott oder Glaubensüberzeugungen angegriffen werden, erlebe ich Christen auch heute noch unbarmherzig statt liebevoll. In der Bibelstelle legt Jesus keinen Wert auf die mutige Verteidigung – der gegnerische Soldat liegt ihm mehr am Herzen als seine eigene Haut.
Und noch was, falls Dir Barmherzigkeit – von wem auch immer – entgegen gebracht wird, dann zieh bitte nicht den Schwanz ein und sag nicht, scheinbar heldenhaft: "Oh nein, danke! Alles gut! Ich brauche kein Mitleid!"
Es! Wird! Nicht! Alleine! Gelitten! – Kapito??! Merk Dir das!!!
Lies lieber mal Apostelgeschichte 9, 36-43 oder 2. Timotheus 1, 16-18. Da erfährst Du, wie gut es tut, sich einfach nur an Barmherzigkeit zu freuen. Lass ruhig zu, dass jemand Dich beim Tragen Deiner Last unterstützt.
Jesus hat sich Zeit genommen für die Frau am Jakobsbrunnen, genauso für die Ehebrecherin, die gesteinigt werden soll. Jesus hat diese Frauen liebevoll angenommen, sie wertgeschätzt, ohne ihr Verhalten schönzureden. Genauso ging er nach seiner Auferstehung mit Petrus um. Den, der sich nach großem Versagen selbst nicht mehr leiden kann, richtet Jesus liebevoll wieder auf. – Lukas 22,54-62 / Johannes 21, 15-17
Selbst Paulus, der eher ein bißchen grob mit seinen Mitmenschen war, hat betont, wie wichtig ihm Barmherzigkeit im Umgang mit anderen Menschen ist: 2. Korinther 2, 5-11
Genug jetzt.
Wo kannst Du heute noch barmherzig sein?
Vielleicht versteckt sich Barmherzigkeit in einem Anruf, einer Einladung zum Kaffee oder ins Kino, einem Brief ….
Sei kreativ – Du bist es! 😉
Fange ruhig mit Kleinigkeiten an!
Schönes Wochenende.
Deine Mandy