Maulkorb? – Nein, Danke!!

"Als Christen dürfen wir uns nicht streiten!" 


Woher diese Überzeugung kommt, ist mir schleierhaft. Wenn ich in die Bibel schaue, gibt es definitiv Streit und keinen Gott der mit erhobenen Zeigefinger daneben steht und laut: "Sünde!!!! Süüüünde!!!!!" schreit. 

Denkverbot und Meinungsäußerung ist definitv keine Sünde! Gott verteilt keine Maulkörbe!

Ob Du Christ bist oder nicht – lass Dir den Mund nicht verbieten! Ruhig mal den Kopf durchsetzen und Radau machen, wenn es denn sein muss!
 

Maulkorb


Doch bevor Du jetzt denkst: "Geil, endlich mal den Nachbarn so richtig vollbrüllen – der hat es so ordentlich verdient!"

Vielleicht. Doch achte darauf, dass nach jedem Streit auch immer das Bemühen folgen sollte den Konflikt zu klären. 
 

Später mehr, wälzen wir erstmal das dicke Buch:

Nach dem Einzug in das verheißene Land lässt sich der Priester Pinhas auf eine hitzige Diskussion mit den Vertretern der Stämme Ruben und Manasse ein, als die sich durch den Bau eines eigenen Altars aus dem Geschehen im Volk Israel ausklinken wollen (Josua 22). Die Parteien einigen sich und der Konflikt, der höchstwahrscheinlich in einem Blutbad geendet hätte, wird beigelegt.

Davids Mitarbeiter haben immer wieder ihre Probleme mit den unberechenbaren Reaktionen ihres Chefs, gleichzeitig haben sie aber auch auch keine Hemmungen, ihn auf sein Fehlverhalten hinzuweisen. Der Prophet Nathan geht nach der Tragödie um Batseba nicht gerade zimperlich mit seinem König um Ebenso wenig die Palastangestellten nach dem Tod von Batsebas Kind. 

Der Apostel Paulus streitet sich heftig mit Barnabas: "Sie stritten so heftig miteinander, dass sie sich schließlich trennten." (Apg. 15, 39). Später gingen sie jedoch wieder aufeinander zu und akzeptierten ihre Meinungsverschiedenheit.


…. Beispiele ohne Ende … (Inspiration aus: Leben am gedeckten Tisch von Nicola Vollkommer)


Bevor Du aussteigst …  weil Dir die (vielleicht auch unbekannten) Bibelstellen nur noch um die Ohren fliegen: eins noch!


Jesus war auch kein Softie mit "Maulkorb" Pflaster auf dem Mund, sondern hat klar seine Meinung gesagt! 

Wie oft ist er mit Judas wohl angeeckt, zur Frage wie die Teamkasse geführt werden sollte? Wie sich Judas dann gerächt hat, wissen die meisten von uns …

Und die Tempelaktion. Er ist total ausgerastet und stieß wütend die Tische um, als er gesehen hat was da drin abgeht (Lukas 19, 45).


Jesus ist also nicht Everbody's Darling!

Er hat sich mit so mancher Aussage Feinde gemacht. Doch eines hatte er gut raus und darin ist er mir ein großes Vorbild:

Mit einer perfekten Mischung aus Gerechtigkeit, Gnade und vorallem Liebe begegnete er jedem Menschen, den er traf! Er hatte den Dreh raus, wie man mit Menschen umgeht. Er ließ sich nicht auf der Nase rum tanzen, sagte klar seine Meinung, war bereit Kompromisse einzugehen und ließ so manches Mal Gnade vor Recht ergehen. Er zwang sich niemanden auf und rannte keinem hinterher – auch diesen Tipp gibt er uns mit auf den Weg: "Schüttelt den Staub von Euren Füßen und geht weiter!" vgl. Matthäus 10, 14


Sollte er uns nicht allen ein Vorbild darin sein?

"Klar, der hat gut Reden!" denkst Du jetzt vielleicht. Dem stimme ich zu. Wer ohne Sünde und Fehler ist und Gottes Sohn … der ist halt perfekt. Wohl wahr. Wohl wahr. Doch sollten wir kollabieren, bevor wir auch nur einen Versuch wagen die Menschen wie Jesus zu behandeln?


Hab nicht den Anspruch perfekt zu sein, sondern eher ein wenig "Jesus-Like"  😉


Am Schluss möchte ich noch ein Punkt, den zu Beginn kurz erwähnte:

Wenn Streit nicht beigelegt wird, entwickelt sich aus dem anfänglich noch harmlosen Konflikt ein verbitterter Kampf – ein Krieg bricht aus! Ob es nun der allzu bekannte "Nachbarschaftskrieg" ist, dessen Auslöser vielleicht das Rasenmähen am Samstagnachmittag war ….

"Sie haben doch auch in der Woche Zeit! Warum gerade Samstags, wenn ich im Garten liege und meine Ruhe haben will??" "Sie können gar nichts machen!! Es ist nicht Sonntag!" "Aber … " 


Oder ob es der Krieg ist, der Länder und Nationen spaltet und Menschen tötet. Im Krieg gibt es keine Gewinner.


Bevor es so weit kommt, tue alles in Deiner Macht stehende um dem gerecht zu werden was in Epheser 4, 26 steht:

"Wenn ihr zornig seid, dann ladet nicht Schuld auf euch, indem ihr unversöhnlich bleibt. Lasst die Sonne nicht untergehen, ohne dass ihr einander vergeben habt."


Leider ist das nicht immer zu schaffen, weil wir eben immer nur unseren Teil tun können, doch den sollten wir tun. Versuche den anderen zu segnen, für ihn und die Situation zu beten und verliere niemals die Hoffnung, dass die Sonne bald untergeht und ihr zu Freunden werdet …. oder zumindest zu Menschen, die sich begegnen können, ohne das gleich die Fetzen fliegen und Blicke töten 😉


In diesem Sinne! Keep cool!  wink


Bis zum nächsten Mal.

Deine Mandy 

 

 


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Dieser Beitrag wurde am 16. Mai 2018 veröffentlicht.

6 Gedanken zu „Maulkorb? – Nein, Danke!!

  1. Anonymous

    Hallo Mandy,

    vielen Lieben Dank für deinen neuen Artikel. Der gibt mir gerade echt Mut. Ich bin jemand der einerseits die Gabe der Erkenntnis hat, aber auch Dinge Kritisch sieht. Das bringt mich gerade in meiner Gemeinde in leichte Schwierigkeiten. Letzte Woche war ich bei einer Konferenz. Meine Eindrücke habe ich in einen kritischen Artikel geschrieben. Mein Teamleiter Orga hat mich gewarnt den zu veröffentlichen. Man möchte eine Kultur der Ehre leben und Differenzen lieber persönlich klären. Auch würde ein solcher Artikel Kritikern neue Nahrung geben. Und es könnten leute in der Church nicht verstehen und Diskussionen auslösen. Ich hab ihn trotzdem gepostet. Ich fühl mich drm Grundgesetz und mein Gewissen mehr verpflichtet als der Gemeinde. Lg th

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    1. Doro

      Mit der kritischen Sicht bist Du nicht allein. Schon Paulus sagt: „prüft alles und das Gute behaltet“ – und es ist eben nicht alles Gold, was glänzt. Manche Gemeinde hat eine schöne Fassade – aber wenn man genauer hinsieht, entdeckt man, wie es eben auch Dinge zu verbessern gibt bzw. manche nicht dem Liebesgebot Christi entspricht. Jesus kritisierte z.B. den Handel der Geldwechseler im Tempel – und die Heuchelei der Pharisaer öffentlich und zwar sehr deutlich, wie man im NT nachlesen kann… Hier mal ein Artikel der SZ zum Thema „ICF“: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/boom-der-freikirchen-glaube-liebe-discokugel-1.1518965
      und im Deutschlandfunk: http://www.deutschlandfunk.de/kult-gemeinschaften-von-goettern-und-gurus.886.html?dram:article_id=282391

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  2. thomas

    klasse blogbeitrag von dir. ich bin auch solch typ, der dauernd ins fettnäpchen tritt. eben weil der stecker oft nicht verbunden ist. wieviel ärger und kummer ich damit ausgelöst habe, wieviele menschen ich verletzt habe??????? und das vergebeben und vergessen fällt so schwer. mein glauben und meine politische gesinnung sind in mir vermutlich in einem gerechtigkeitswahn verwurzelt, der aber leider nicht den realitäten entspricht. und kompromisse ist nicht so mein ding. halbschwanger geht ja auch nicht. entweder bin ich alki und das für mein ganzes leben oder eben nicht. vermutlich kommen meine leute mit diesem anderen thomas, der ich nun aber schon seit über 20 jahren bin, nicht so ganz klar. demütig werden ok gegenüber meinem retter geht das prima, gegenüber meinen mitmenschen die immer wieder sticheln oder mehr, schwer. ich kann nur jesus um liebe und gnade bitten. aber solch schwelendes feuer kann eben auch schnell explodieren. außerdem trägt man das ja ständig mit sich rum und belastet einen, zumal wenn es sich im einzelfall um einen bruder handelt, der einem das gespräch unterm kreuz versagt. zum schluss bin ich derjenige der klein beigibt, oder bin ich der klügere?

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    1. Mauerblume

      Hallo Thomas, ich habe drei Links, die ich auch ganz interessant finde, quasi als Weiterführung zu dem, was Mandy auch schon gesagt hat. Ich denke, der Rat das Gespräch mit einem Zeugen zu suchen, oder dann mit einem Begleiter, der viel Ahnung hat von Streitschlichtung wäre sicher eine gute Sache. Wenn jemand guten Willens ist, sollte das Gespräch zu einem besseren Ergebnis führen. Wenn es jemand nicht gut meint, finde ich den Rat aus dem ersten Link gut. Also das Abgeben an Gott und die eigenen Kräfte auf das Positive zu setzen, das man anstrebt. Gottes Segen, dir.

      http://www.kirche-weiningen.ch/download/DqJv7eyvgzM/Predigt-Keine-Worte-sind-auch-Worte-15.docx
      http://www.katholisch.de/artikel/nachgeben-bis-man-der-dumme-ist
      https://www.jesuiten.org/fileadmin/Sonderseiten/K%C3%BCgler/Wie_Jesus_gestritten_hat_-_Gul.pdf

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